Alt bewährt, aber in Zeiten wie diesen neu geadelt
Um in den Adelsstand gehoben zu werden, kann man zwischen zwei Wegen wählen.
Entweder man sucht sich ein Geschlecht, in das man hineingeboren wird oder man erkauft sich den Titel.
Einen dritten, wenngleich schwierigeren Weg ist die Braunelle gegangen.
Die „Blaublütige“ hat sich die adelige Stellung nämlich durch ihre besondere Leistung erworben.
Es gibt relativ viele Pflanzen, denen antibakterielle Fähigkeiten und einige wenige, denen ein hohes antivirales Potential nachgesagt wird.
Die Kleine Braunelle gehört dazu.
Das macht in Zeiten wie diesen hellhörig.
Doch alles der Reihe nach!
Braunellen wachsen vor fast jeder Haustür.
Vielleicht ist das der Grund, warum diese zart anmutende und doch so robuste Pflanze mit ihrem tiefblauen, selten rosa oder weißem Blütenkleid lange Zeit in Vergessenheit geraten ist.
So ganz nach dem Motto: Was leicht zu haben ist, ist nichts wert!
Bienen und anderen Insekten denken da anders, bieten Pollen und Nektar der Braunelle doch eine ausgezeichnete Futterquelle vom Frühsommer bis in den Spätherbst hinein.
Botanisch gesehen, unterscheidet man zwischen der Kleinen und der Großen Braunelle. Für Heilzwecke wird hauptsächlich Prunella vulgaris, also die Kleine Braunelle genutzt.
Paracaelsus empfahl ihre Verwendung vor allem bei „Halsbräune“, unter dessen Begriff man Entzündungen im Mund- und Rachenbereich zusammenfasste. Er stützte sich dabei auf die Signatur der Pflanze, präsentiert sich ihre Blütenkrone doch wie ein Hals mit angeschwollenen Lymphdrüsen.
Tatsächlich ist das Paket der Wirkstoffe, bestehend aus Bitter- und Gerbstoffen, ätherischem Öl, Harzen und Saponinen in Form einer Gurgellösung bei fiebriger Halsentzündung, Diphterie, Mundfäule oder Angina bestens geeignet.
Die Fähigkeit der Wundheilung hingegen wurde von der der Blütenform abgeleitet, die bei seitlicher Betrachtung an ein, für die Waldarbeit spezielles Beil erinnert.
Die abdichtenden, blutstillenden, entzündungs- und keimhemmenden Eigenschaften des frischen Krautes werden dabei in Form von Umschlägen, Bädern oder Waschungen genutzt.
Dank ihres hohen Bitterstoffgehaltes lässt die Braunelle auch bei Verdauungsstörungen nichts anbrennen.
Und last but not least: neuere Studien beweisen die Wirksamkeit der Braunellentinktur gegen Herpesviren. Zu deren Behandlung sollten diese damit mehrmals täglich abgetupft werden.
Mit Wasser verdünnt, kann besagte Tinktur auch zum Gurgeln bei Halsentzündungen und als Spülung bei Zahnfleischproblemen angewandt werden.
Für die Herstellung eines alkoholischen Auszuges wird das frische und blühende Kraut kleingehackt, bis zur Hälfte in ein Glas geschichtet und dieses zur Gänze mit 40%- 60%igem Alkohol aufgefüllt.
Nach regelmäßigem Schütteln und einer vierwöchigen Ziehzeit im lichtgeschützten Raum, wird die Lösung filtriert und dunkel aufbewahrt.
Als Sitzbad bringt Braunellentee bei Hämorrhoiden Linderung.
Bindehautentzündungen und entzündliche Hautprobleme können durch einen, im Tee getränkten Umschlag schneller abheilen.
Als Salbe ist die Braunelle bei Juckreiz, Ekzemen, Bläschen, Wunden, Narben einsetzbar.
Zur Herstellung:
Zerkleinertes Frischkraut 48 Stunden in Oliven- oder Distelöl ansetzen und anschließend für 30 Minuten im heißen Wasserbad durchziehen lassen. Abseihen und den öligen Auszug im Verhältnis 10:1 mit Bienenwachs binden.
Aufgrund ihrer UV-schützenden Funktion wird die Braunelle auch kommerziell genutzt und in entsprechenden Hautcremes mitverarbeitet.