Blütenblatt 1: Ein Hauch von Ewigkeit

Wie des Wassers Kreise ziehen,
zieht die Zeit an uns vorbei
und – obwohl sie nur geliehen,
denkt sich niemand was dabei.

Jede noch so kleine Regung
zaubert einen neuen Kreis,
bringt das Wasser in Bewegung
und entfernt sich dann ganz leis.

Und so rinnen auch die Jahre
unsres Lebens schnell dahin,
keiner merkt das Wunderbare,
jeder Kreis – ein Neubeginn.

Einer Gewohnheit folgend, stellt man sich zu jedem Jahreswechsel dieselben Fragen. Was hält das neue Jahr wohl für mich bereit? Was kann ich dazu beitragen, dass es ein gutes Jahr wird, dass ich meine Bedürfnisse respektiere, dass ich meine Gesundheit nicht leichtsinnig aufs Spiel setze?

Wir alle wissen, wie viele gute Vorsätze wir in unserem Leben bereits getätigt und wie wenige davon wir letztendlich umgesetzt haben. Der Alltag holt uns eben immer wieder ein und damit auf den Boden der Realität zurück. Leistung und Flexibilität sind Schlagwörter, die privat und beruflich auf Umsetzung pochen.

Dabei nehmen wir staunend wahr, wie schnell die Zeit doch vergeht und erinnern uns mit Unbehagen daran, was wir uns vorgenommen haben und was wir schon so lange umsetzen wollten. Vielfach sind es kleine Banalitäten: ein Krankenbesuch, eine Einladung, eine Wanderung oder ein Treffen mit Freunden, die Pflege eines Hobbys…, die letztendlich über die Tiefe und das wahre Glück unseres Lebens entscheiden. Ein kleines Experiment kann mithelfen, Zeit zu erfassen und staunend festzustellen, wie lang eine Minute sein kann. Setzen Sie sich dazu auf einen Stuhl, schließen Sie die Augen und lassen Sie Ihre Gedanken fließen. Nicht mitzählen! Wenn Sie glauben, die Minute sei um, stehen Sie einfach auf und vergewissern Sie sich auf der Uhr. Das ist der konkrete Beweis dafür, wie lang eine kurze Zeitspanne doch sein kann, wenn wir sie nicht voll packen mit Geschäftigkeit und Terminen.

Jeden von uns hat die bittere Erkenntnis mehr als einmal eingeholt: oftmals gibt es für unsere Vorsätze keine zweite Chance. Krankheit und Tod stellen kein Ankündigungsschreiben. Plötzlich und unerwartet sind sie da, ohne Rücksicht darauf, ob sie den für uns günstigen Zeitpunkt gewählt haben.

Vielleicht ist es Zufall, vielleicht aber auch gewollte Fügung, dass ich gerade heute über entsprechendes Zitat von Schiller gestolpert bin, der es treffender nicht formulieren hätte können:

„Strebe nach Ruhe,
aber durch das Gleichgewicht,
nicht durch den Stillstand deiner Tätigkeit.“

In diesem Sinn wünsche ich mir und allen, dass sich unser Lebensweg nicht als Rennstrecke, sondern als ein Weg mit vielen Ausweichmöglichkeiten und Rastplätzen entpuppt.

Der Segen Gottes möge unser Begleiter sein!

lg md sm xs