Blütenblatt 5: Vielseitiger Lein

In meinem selbst gebackenen Brot darf neben Brotklee, Sonnenblumenkernen oder Sesam eine spezielle Zutat nicht fehlen: Leinsamen verfeinern nicht nur geschmacklich, sondern sind  darüber hinaus sehr gesund.

Lein wird der Familie der Leingewächse zugeordnet. Sein gesamtes Erscheinungsbild ist sehr zart, obwohl er rund einen Meter hoch werden kann. Besonders vornehm wirken die hellblauen Blüten, die als Rispen den Garten von Juni bis August zieren.

Wenn wir das Rad der Zeit weit zurückdrehen, so stolpern wir bereits bei den alten Ägyptern über den Lein als Kulturpflanze, im Volksmund wird er auch als Flachs bezeichnet. Neben Hanf, Nessel und Wolle gehörte er bis in die Neuzeit hinein zur gängigen Textilfaser. Eine alte Redewendung bringt die mühevolle Leinenherstellung auf den Punkt: “Durch zweiundsiebzig Hände geht der Flachs, eh er als Leinenhemd getragen.“ Im Laufe der Zeit wurde er durch die billigere Baumwolle ersetzt.

Frauen in den Wechseljahren und darüber hinaus sind gut beraten, sich täglich mit 2 El geschroteten Leinsamen einzudecken,  sich dadurch mit dem Phytoöstrogen Lignan auf natürliche Weise zu versorgen und somit lästigen Wechseljahrsbeschwerden entgegenwirken.

Die kleinen Samen sind zudem reich an Omega 3 und Omega 6 Fettsäuren, die freien Radikalen das Leben schwer machen und unsere Herzgesundheit optimal unterstützen.

Als ernährungsphysiologisch besonders hochwertiges Produkt gilt das Leinöl, welches bei regelmäßigem Gebrauch entzündungswidrig reagiert und sich günstig auf einen zu hohen Cholesterinspiegel auswirkt. Laut wissenschaftlicher Studien soll dieses Öl auch Kindern mit Konzentrationsstörungen helfen.

Einer eigenen positiven Erfahrung zufolge möchte ich auf die gute Unterstützung bei einer hartnäckigen Nasennebenhöhlenentzündung hinweisen. Dazu werden Leinsamen geschrotet und mit doppelt so viel Wasser zum Kochen gebracht. Der heiße Brei wird fingerdick auf ein Tüchlein (auch Tempo) aufgetragen und zu einem länglichen Päckchen verschlossen. Dieses muss nun quer über den Nasenrücken aufgelegt und mit einem Wolltuch oder einer Wärmflasche so lang wie möglich warm gehalten werden. Je nach Schweregrad empfiehlt sich eine mehrmalige Wiederholung. Die Anwendung fördert den Abfluss von Schleim und Eiter und ist schon kurze Zeit später deutlich spürbar. Bestens bekannt ist auch die abführende Wirkung des Leinsamens. Durch sein Aufquellen in Verbindung mit Wasser wird die Darmperestaltik angeregt. Deshalb muss dazu reichlich getrunken werden. Leinsamen können aber auch bei Durchfall helfen. Wie ist dieser Widerspruch zu rechtfertigen? Die betreffenden Inhaltsstoffe binden überschüssige Flüssigkeit und festigen somit den Stuhl. Vorsicht: Bei Verdacht auf einen Darmverschluss, bei Verengungen im Bereich der Speiseröhre bzw. des Magen.-Darmbereich, bei akut entzündlichen Darmerkrankungen (z.B.colitis ulcerosa) darf Leinsamen nicht verwendet werden.

Aufgrund des hohen Schleimgehaltes helfen Leinsamen hingegen bei chronischen Magenschleimhautentzündungen. Dazu weicht man 2 El geschrotete Leinsamen über Nacht in einem halben Liter kaltem Wasser ein und seiht den Ansatz am Morgen ab. Über den Tag verteilt immer wieder in kleinen Schlucken trinken.

Wer noch immer nicht von den vielen Vorteilen des kleinen unscheinbaren Samens zu überzeugen ist, kann den positiven Zugang vielleicht durch die Küche finden.

Leinöl in Kräuterquark eingerührt, ergibt vor allem zu Pellkartoffeln ein angenehmes Geschmackserlebnis. Beim Kauf achte man auf kleinste Portionen, da das Öl schnell ranzig wird. Es muss deshalb auch im Kühlschrank aufbewahrt werden.

Kräuterschnitten sind schnell gemacht und gelten als meine persönlichen Favoriten. In Dosen verpackt, halten sie sich mehrere Tage frisch. Für die Zubereitung werden 2 Eier getrennt und der Eischnee steif geschlagen. Dazu gibt man 1 El flüssige Butter und das Eigelb.

In einer Schüssel werden 100g Dinkelmehl, 60g fein geschrotenen Leinsamen, 3 El Parmesankäse, Petersilie, Basilikum oder andere Kräuter nach Vorliebe vermischt und die Eischneemasse sowie 2 El Magerquark oder Joghurt untergerührt. Mit Salz und Pfeffer abgeschmeckt, wird die Masse auf einem Backblech verteilt. Mit Hilfe eines Backpapiers und eines Teigrollers (Flasche) kann der Teig flach ausgerollt und mit einem Messer (Pizzaroller) in Stücke geschnitten werden.

Auf die mittlere Schiene in den kalten Backofen schieben und bei 180Grad ca. 20-25Minuten backen.

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