Der Giersch muss weg
"Unkraut ist alles, was nach dem Jäten wieder wächst!"
Mit dieser Aussage lag Mark Twain bestimmt nicht falsch, besonders wenn es um den Giersch geht.
Wohl kein anderes Wildkraut treibt den Gärtner mehr zur Weißglut als dieser hartnäckige Doldenblütler.
Im Frühjahr kann man ihm förmlich beim Wachsen zusehen und wie sehr man sich auch abmüht, wird man dabei wohl immer den Kürzeren ziehen.
Na dann, muss sich Susanne Hansch wohl gedacht haben und ist mit ihrer Kollegin Elke Schwarzer drangegangen, das Pferd von hinten aufzuzäumen.
Entstanden ist daraus ein wirklich gelungenes Sachbuch mit originellem Titel!
"Der Giersch muss weg" beschäftigt sich mit 28 verschiedenen sogenannten "Unkräutern" und stellt uns vor die Wahl: "Bekämpfen oder einfach aufessen", lautet die subtile Aussage!
Die Autorinnen zeigen gekonnt auf, wie sich aus dem tiefverwurzelten Löwenzahn, dem zarten Gänseblümchen, der wehrhaften Brennessel, dem eher unbekannten Rainkohl und vielen anderen Schätzen von Acker, Wald und Wiese mit Phantasie und dem nötigen Vorwissen Gerichte zaubern lassen, die einer Gourmetküche würdig sind.
Lesegenuss pur, gespickt mit interessanten botanischen Hintergrundsinformationen und eines echt lobenswerten Schreibstils - da kann ich den beiden Botanikerinnen nur DANKE sagen.
Auch ein Grund, dieses Buch immer wieder als Geschenk an Menschen weiterzugeben, die so wie ich zum Kreis der "Naturbesessenen" gehören.
"Der Giersch muss weg!!!
Wie oft habe ich mir das vor Jahren gedacht oder ganz gefrustet laut hinausgeschrien.
Erst als ich nach und nach zu verstehen begann, welch kostbares Frühlingskraut ich in meinen Händen halte und welche kulinarischen Genüsse sich daraus zubereiten lassen, leben wir in einem guten Miteinander.
Zu meiner Schande muss ich an dieser Stelle bekennen, dass ich dem Giersch in meinem Garten manchmal recht arg zusetze. Denn kaum durbricht ein neues Blatt den Boden, ist es schon schwupps in meinem Erntkorb verschwunden.
Schließlich brauche ich die zarten, grünen Blättchen ja für meine unterschiedlichen Wildkräutersuppen oder als Gewürz in den Speckknödeln, im Brot und auf den Kartoffeln. Ich mache Eintöpfe damit, aber auch Shmooties, Spinat und Pesto.
Letzterer ist mein absoluter Favorit. In Kombination mit Nudeln schmeckt er genauso gut wie als Brotaufstrich oder als Fülle in Schlutzkrapfen.
Eine schwache Handvoll Sonnenblumenkerne, 3 Handvoll Grünzeug, eine Knoblauchzehe oder Bärlauch, Parmesankäse, Salz und Olivenöl und schon ist die, vor heilsamen Inhaltsstoffen nur so strotzende Paste fertig.
In welcher Form auch immer, heilsam und gesund ist Giersch allemal.
Seine Verwandschaft zur Petersilie und zum Sellerie bescheint ihm ausleitende und entgiftende Eigenschaften. Besonders Menschen mit Arthrose, Gicht oder anderen rheumatischen Beschwerden können davon profitieren.
Für die Frühlingskur ist Giersch sowieso unerlässlich.
Wer von dem hohen Vitamin C-, vom Calcium-, Eisengehalt und den Carotinen profitieren und den Körper nachhaltig entsäuern möchte, ist gut beraten, eine 3-4wöchige Teekur durchzuführen.
Neben unserem Giersch freuen sich auch andere grüne Wilde wie Brennnesselspitzen, die jungen Triebe der Brombeer- und Himbeerstauden, Erdbeerblätter, Löwenzahnwurzeln, Gänseblümchen..., an diesem Reinigungsprozess beteiligt zu sein.
Unentgeltlich, wohlgemerkt!
Dafür gebührt ihnen unser aufrichtiger Dank!