Frühling ist’s, ja fast schon Sommer, bei Temperaturen bis um die 28 Grad und das Mitte April!
Die Natur schwelgt in voller Blütenpracht und heute erst habe ich auf einer Wanderung zum Partschinser Wasserfall eine wunderschöne Margeritenwiese entdeckt.
So weit ist es hier in Perdonig noch nicht. Soeben haben sich die Obstbäume mit einem weißen Schleier umhüllt und der betörende Duft lässt Menschen- und Bienenherzen gleichermaßen höher schlagen.
Himmelschlüssel und Vergissmeinnicht, dazu das zweifarbige Lungenkraut, Massen an Hahnenfuß, Gänseblümchen, Wiesenschaumkraut und, und, und… Sie alle helfen mit, der Natur verschiedenste bunte Pinselstriche zu verpassen.
Die Kuckucksschuhe auf der Bergwiese und die Tulpen im Garten zaubern gleichfalls Ehrfurcht und Staunen auf die Gesichter jener, die bereit sind, die Wunder der Natur dankbar anzunehmen und zu achten.
Aber auch für Kräuterliebhaber ist das die Zeit, in der man bereits aus den Vollen schöpfen kann. Also aufgepasst: Wer das Sammeln verschiedener Wildkräuter verpasst, hat für dieses Jahr das Nachsehen.
Brombeer-, Birken-, und Brennnesselblätter haben jetzt die richtige Größe, die Blüten des Huflattichs sind in höheren Lagen noch zur Genüge vorhanden. Die Eichenrinde muss geschabt werden und im Garten werden erstmals Zitronenmelisse und Pfefferminze geerntet.
Die Leckermäuler haben ebenfalls die Qual der Wahl. Während es für einen würzigen Bärlauchpesto wohl schon zu spät ist, können Sauerampfer, Spitzwegerich, Schafgarbe, Hirtentäschel, Gundelrebe, Giersch, Vogelmiere usw. wunderbar zu Suppen, Aufläufen, Brotaufstrichen verarbeitet werden.
Eine Pflanze habe ich bislang nicht erwähnt. Doch dies geschah nicht aus Gründen des Vergessens sondern wohl vielmehr aus dem Umstand, dass es sich hierbei um eine äußerst wichtige und heilsame Pflanze handelt, die es verdient, genauer unter die Lupe genommen zu werden.
Manche haben es bestimmt schon erraten, denn wer kennt sie nicht, die tausenden von gelben Sonnen oder die silbergrauen Kugeln, die beim leisesten Windhauch ihre Fallschirmchen in alle Himmelsrichtungen losschicken?
Spätestens jetzt wissen wir, um wen es sich handelt.
Es ist der Löwenzahn, der in der botanischen Sprache als Taraxacum officinale bezeichnet wird. Dieser Name leitet sich vom Griechischen ab und bedeutet taraxis = Augenentzündung und akeonai = heilen.
Während man in den Schriften der römischen und griechischen Ärzte vergeblich nach dem Löwenzahn sucht, wurde er im Mittelalter nicht nur medizinisch, sondern auch kosmetisch genutzt. Man versuchte durch das Einreiben der Augenlider mit dem weißen Milchsaft die Strahlkraft der Augen zu erhöhen und Sommersprossen zu vertreiben.
In der Signaturlehre (Paracaelsus) deutete die gelbe Farbe auf Galleleiden hin. Heute ist der Löwenzahn als Leber- und Gallemittel wissenschaftlich anerkannt. Weiters ist er reich an Vitamin B und C, wodurch eine Frühjahrskur mit Löwenzahnsalat mehr als empfehlenswert ist. Es versteht sich von selbst, dass diese mindestens vier Wochen dauern sollte.
Der im Milchsaft der Pflanze enthaltene Bitterstoff Taraxin wirkt sich günstig auf die Ausscheidungsorgane aus. Als Folge bekämpft er Rheuma, Gicht, Arthrosen und Hautunreinheiten.
Löwenzahntee wird auch gegen Nieren- und Gallensteine eingesetzt. Er vermag diese zwar nicht aufzulösen, wohl aber zu beruhigen und Koliken auszuschalten.
Der Wasserstoß, der kleine Steine ableiten kann, wird folgendermaßen durchgeführt:
2 Tl geschnittene Wurzeln mit ½ l kaltem Wasser aufsetzen, zum Sieden erhitzen und 1 Minute kochen lassen. Nach 20 Minuten abseihen. Diese Menge mit einem weiteren Liter lauwarmen Wasser mischen und innerhalb einer Viertelstunde trinken.
Als Blutreinigungsmittel ist der Löwenzahn ganz oben anzutreffen. Er wirkt straffend auf das Bindegewebe und reguliert infolge seiner Bitterstoffe auch die Verdauung.
Das Inulin, das besonders im Herbst im hohen Maße in den Wurzeln eingelagert ist, vermag die Bauchspeicheldrüse anzuregen und Diabetes günstig zu beeinflussen.
Zubereitungsformen:
Ob Honig, Kaffee, Tee oder Salat – der Löwenzahn ist für manche kulinarische Überraschung gut und überdies noch sehr gesund.
Löwenzahnknospen können wie Kapern eingelegt werden oder dienen als wunderbare Variante zum klassischen Sugo. Dazu kurz in wenig Wasser blanchieren und dann mit angebratenem Knoblauch vermischen. Das Wasser mit wenig Mehl und Parmesankäse binden, zu den Knospen geben, würzen und evt .mit etwas Sahne verfeinern. Spaghetti in der Blütenknospensoße schwenken und servieren.
Als eine wohlschmeckende Blutreinigungsmischung können folgende Kräuter zu einem Tee kombiniert werden:
Schlüsselblumen
Holunderblüten
Brennnesseln
Löwenzahnblätter und Wurzeln
Die Teekur sollte 4 bis 6 Wochen dauern.
Löwenzahnhonig:
Die Variante mit der langen Kochzeit und dem vielen Zucker hat mir nie gefallen. Ich bereite den Hustenhonig schon viele Jahre wie folgt zu:
In ein Glas reinen Bienenhonig mische ich verschiedene klein gehackte oder gezupfte schleimlösende Pflanzen wie Gänseblümchen, Veilchen, Spitzwegerich, Thymian, Löwenzahnblütenblätter, Himmelschlüssel, Fichtensprossen und später Malven und Eibisch. Der Honig wird immer wieder umgerührt. Vor dem Verzehr wird er im Wasserbad ganz leicht erwärmt (nicht über 35 Grad) und abgeseiht.
Wenn ich den Honig als gesunden Brotaufstrich verwende, kann ich auch nur ein Kraut untermischen. Löwenzahn schmeckt leicht bitter, Fichtensprossenhonig duftet extrem nach Wald.
Ein herrliches und originelles Geschenk für einen lieben Menschen!