Man sei bitte nicht enttäuscht, wenn ich dieses Mal von meinem eigentlichen Thema abweiche und kein Kraut im herkömmlichen Sinne behandle.
Im Gegenteil – würden wir auf die Idee kommen, die oberirdischen Teile zu essen, könnten wir unsere blauen Wunder erleben. Die Beeren der Kartoffelstaude enthalten nämlich das giftige Alkaloid Solanin, das wir auch von anderen Nachtschattengewächsen (z.B. Tomaten) kennen und das ebenfalls in den grünen Teilen der Knolle sowie in den Keimlingen vorkommt.
Die ursprüngliche Heimat der „tollen Knolle“ ist Lateinamerika. Die Kartoffel wurde von spanischen und englischen Seefahrern nach Europa gebracht. Dort landete sie vorerst wegen ihrer hübschen Blüten in den Ziergärten.
Erst Friedrich II. erkannte ihren großen Wert als Grundnahrungsmittel für eine ständig wachsende Bevölkerung. Doch er hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht, denn nach dem Motto „Was der Teufel nicht kennt, das frisst er nicht!“, verweigerten seine Untertanen den Verzehr.
Der schlaue Staatsmann ließ fortan seinen Kartoffelacker von Soldaten bewachen und weckte somit das Interesse und das Verlangen nach dieser gesunden Frucht.
Der Siegeszug über ganz Europa war unaufhaltsam und heute gehört die Kartoffel zur Grundnahrung unseres Kontinents.
Wie wichtig diese Ackerfrucht ist, kann man auch daran erkennen, dass es in München ein eigenes Kartoffelmuseum gib, dessen Besuch nur wärmstens empfohlen werden kann.
Doch noch mehr empfohlen wird an dieser Stelle der regelmäßige Verzehr von Kartoffeln, die zu Unrecht als Dickmacher in Verruf stehen.
Im Gegenteil: 100g beinhalten nur 70 kcal bzw. 300 kJoule. Ihr Gehalt an hochwertigem Eiweiß und Stärke machen sie zu einem gesunden, abwechslungsreichen und obendrein preiswerten Sattmacher. Aufgrund seines hohen Vitamin C-Gehaltes wird der Erdäpfel auch als Zitrone des Nordens bezeichnet.
Zu den Inhaltsstoffen im einzelnen:
Vitamin C schützt vor freien Radikalen, erneuert das Binde- und Stützgewebe
Eiweiß liefert essenzielle Aminosäuren, die wir unserem Körper nur durch
Nahrung zuführen können
Ballaststoffe fördern die Verdauung, können Darmkrebs vorbeugen
Kalium der hohe Gehalt wirkt entwässernd und blutdrucksenkend
Tipp: Kartoffeln sollten immer mit der Schale schonend gegart werden! Nur so können sich die wertvollen Vitamine und Mineralstoffe erhalten, da diese direkt darunter sitzen.
Herbstzeit, Kartoffelzeit! Na, dann: guten Appetit!
Doch mein Beitrag soll an dieser Stelle nicht beendet sein und so mündet er wieder in der Thematik der Kräuter.
Jeder Genießer unserer Südtiroler Küche kennt die Pellkartoffeln mit Aufschnitt, sprich mit Speck, Wurst, Eiern, Butter und Käse.
Sicherlich ist dagegen nichts einzuwenden, doch als Alternative gäbe es viele leckere, bekömmlichere, gesündere und bestimmt Figur schonendere Varianten.
Wie wär’s deshalb mit einem Kräuterquark, der sicherlich bei jung und alt gut ankommt?
Dafür brauchen wir einen Becher Magerquark, drei El geschlagene Sahne, etwas Parmesankäse oder auch geriebenen Weichkäse (z. B. Emmentaler, Tilsiter?), etwas Kräutersalz, Pfeffer und Bierhefe (Apotheke oder Bioladen).
An Kräutern mischt man alles unter, was schmeckt und gerade Saison hat.
Im Frühjahr kann man auch eine Menge Wildkräuter verwenden (Wiesensalbei, Sauerampfer, Bärlauch, Gundelrebe, Spitzwegerich, Bibernelle, Gänseblümchen, Kresse, Veilchen…)
Im Sommer mischt man Blüten von Kapuzinerkresse, Ringelblume, Borretsch und Rauke unter die Quarkmasse.
Im Herbst kann man den Geschmack mit Breitwegerichsamen (sehr lecker) und den Samenkapseln der Kapuzinerkresse verfeinern.
An Gartenkräutern eignen sich Schnittlauch, Schnittknoblauch, Zwiebelröhren, Dill Basilikum, griechischer Origano, Estragon.
Eine besondere Note und Farbe ergibt ein Schuss Kürbiskernöl und klein gehackte Kürbis- oder auch Sonnenblumenkerne.
Eine anderes Rezept, das gut zu Pellkartoffeln passt, ist ein Kräuter-Dip mit griechischem Joghurt.
Dazu braucht man
1/2 kg griech. Joghurt,
1 El Zitronensaft
1 Prise Kräutersalz
frisch gemahlenen schwarzen Pfeffer
2 Tl frische Salbeiblätter, fein gehackt
2 Tl frische Majoranblätter, fein gehackt
1 Tl frische Thymianblätter, fein gehackt
Die Zutaten werden miteinander verrührt und kalt gestellt
Salsa verde
Diese italienische Spezialität verfeinert nicht nur „hoaß gesottene Erdäpfel“ sondern auch Rindfleisch, Nudeln oder Eier.
Man braucht:
2 Bund glatte Petersilie
1 kleine Zwiebel
1 Knoblauchzehe
2 Sardellenfilets
2 El Kapern
2 El Weißweinessig
2 El Semmelbrösel
Etwa 1/8l würziges, kaltgepresstes Oliven?l
Salz
Schwarzer Pfeffer aus der Mühle
Die Petersilie wird gewaschen und abgetrocknet, die groben Stiele werden entfernt.
Die Zwiebeln, Sardellenfilets, Kapern und den Knoblauch fein hacken. Alles verrühren und mit dem Essig und den Bröseln vermischen. Nach und nach das Öl dazugeben bis die Soße dickflüssig ist. Mit Salz und Pfeffer würzen. Mindestens eine Stunde ziehen lassen und nochmals verrühren
Die deutsche Schwester der Salsa verde ist die Frankfurter Grüne Soße.
Dazu werden 3 hart gekochte Eier geschält, die Dotter zerdrückt und die Eiweiß klein geschnitten. Die Dotter verrührt man dann mit 2 El Weißweinessig, schlägt nach und nach 100ml, wenn möglich kalt gepresstes Sonnenblumenöl darunter, bis eine sämige Masse entstanden ist. Dann rührt man etwas saure Sahne, das gehackte Eiweiß und reichlich Kräuter unter. Für dieses klassische Rezept braucht es mindestens 7 verschiedene Kräuter wie Petersilie, Schnittlauch, Sauerampfer, Kerbel, Kresse, Pimpinelle, Borretsch, Zitronenmelisse, Liebstöckel, Estragon…
Ich wünsche allen einen guten Appetit, viel Freude beim Nachkochen und beim Experimentieren mit Kräutern!
Ganz besonders grüße ich die Rittner Frauen, die ich bereits einmal durch meinen Garten
(wenngleich auch bei nasskaltem Wetter) geführt habe und bei denen ich mit diesen Rezepten endlich mein Versprechen eingelöst habe
sowie die Frauen vom Kurs „s‘ Kr?uterkistl“ im Haus der Familie in Lichtenstern
und wünsche allen eine gute Zeit!