Eine "bittere Pille" gegen allerlei Wehwehchen
Warum wird in Albanien Andorntee als Allerheilsmittel bezeichnet?
Kommt es von der Anspruchslosigkeit dieses Lippenblütlers, der sich mit noch so kargen, trockenen Standortbedingungen zufrieden gibt?
Oder ist es, weil er lebensverlängernd wirkt und gegen eine breite Palette von möglichen Unpässlichkeiten und Krankheiten eingesetzt werden kann?
So oder so: tun wir es unseren östlichen Nachbarn doch gleich und vertrauen einfach auf die Kraft des Andorns!
Römer, Griechen und Perser, auch sie waren von seinen heilenden Eigenschaften überzeugt.
Der eigenartig anmutende lateinische Name Marribium vulgere steht für Mar=bitter und rob=viel.
Somit nimmt es weiter nicht Wunder, dass dieses klassische Bitterkraut auch eines der 5 Bitterkräuter beim Passahfest der Juden stellte.
Der deutsche Name Andorn verweist auf das äußere Erscheinungsbild, denn die dornenartigen, behaarten Samenstände verfangen sich leicht in Tierfellen. Damit ist der Gratistransport zu seiner Verbreitung gesichert.
Bei einem Spaziergang auf Castelfeder habe ich den Andorn vor Jahren zufällig entdeckt und auch auf den Trockenhängen des Sonnenberges im Vinschgau kann man ihm gelegentlich begegnen.
Allerdings bin ich froh darüber, dass mein, aus Samen gezogener Andorn mittlerweile in meinem Garten zum großen Repertoire wertvoller Wildpflanzen gehört.
So habe ich ihn stets zur Hand, wenn ich ihn brauche und er gilt mir als zuverlässiger Begleiter in gesunden und kranken Tagen.
Bei Husten bediene ich mich einer Mischung aus Spitzwegrich, Thymian, Fenchelsamen und Andorn zu gleichen Teilen.
Kurmäßig für 4 Wochen getrunken, kann dieser Tee auch für Asthmatiker und Menschen mit chronischer Bronchitis spürbare Erleichterung bringen.
Oder wie wär`s mit dem Ansatz eines Andornweines, der als Stärkungs-Verdauungs-Fieber- und Hustenmittel gilt und auch chronischen Durchfall zu beseitigen vermag?
Hierfür wird eine Handvoll getrocknetes Kraut für 8 Tage in 1l süßem Portwein ausgezogen und dann abgeseiht. Davon täglich ein kleines Stamperl trinken.
Hildegard von Bingen hat Andornwein in Verbindung mit Fenchel, Dill und Königskerze zudem zur Schleimlösung und zum Abhusten empfohlen.
Die Bitterstoffe, die sich im buschartig wachsenden Andorn finden, sind auch für Diabetiker interessant und bewirken bei regelmäßiger Anwendung die Senkung des Blutzuckerspiegels.
Für Bluthochdruckpatienten lassen neue Studien aufhorchen. Demzufolge soll besonders die Wurzel des Andorns zu einer gefäßerweiternden Wirkung führen.
Empfehlenswert ist in diesem Zusammenhang die Zubereitung einer Tinktur aus Weißdornbeeren, Melisse- und Olivenblättern und Andornwurzel.
„Was bitter dem Mund, ist dem Magen gesund!“
Das trifft beim Andorn im höchsten Maße zu.
Wer unter einer gestörten Verdauung, unter Appetitlosigkeit und Krämpfen leidet, profitiert vom Teeaufguss (höchstens 7 Minuten Ziehzeit, 1Zweig für 1/4l Wasser) und von seiner anregenden Wirkung auf die Gallensekretion.