Für alles ist ein Kraut gewachsen…

Im übertragenen Sinn kann diese Aussage wohl gelten, wenn wir imstande sind, unser Leben mit all seinen Höhen und Tiefen auf eine für uns annehmbare Weise zu gestalten und zu meistern.

Für unsere Vorfahren hingegen war die pflanzliche Medizin in der Tat die einzige Möglichkeit zum Überleben. Das Wissen um die Heilkraft der Kräuter ist so alt wie die Menschheit selbst. Die verschiedenen Hausmittel wurden von Generation zu Generation weitergegeben. Wir verdanken wir es aber vor allem schreibkundigen Ordensleuten, dass dieser Schatz an Erfahrungen bzw. Rezepturen nicht verloren gegangen ist. Vieles davon besitzt nach wie vor Gültigkeit, anderes kann dem heutigen Wissensstand nicht mehr standhalten.

Weil die Schulmedizin in den letzten Jahrzehnten rasante Fortschritte gemacht hat, geriet die Kräuterkunde mehr und mehr in Vergessenheit.

Mittlerweile ist ein starkes Umdenken spürbar. Man setzt vor allem auf Prävention und hat erkannt, dass Gesundheit nicht delegierbar ist. Kräuter und Pflanzen können einen Teil der vitalstoffreichen Lebensmittel abdecken.

Zum anderen wird aber auch der Ruf nach einer sanften Medizin ohne Nebenwirkungen und Folgeschäden immer lauter. Kräuter in verschiedenen Aufbereitungsformen können Krankheiten oftmals lindern und heilen. Kräuter haben aber auch ihre Grenzen!

Es ist deshalb unverantwortlich, mit den Gefühlen verzweifelter Menschen zu spielen und Hoffnungen in ihnen zu wecken, die nicht erfüllt werden können.

In der Hausmittelmedizin hingegen werden Kräuter immer beliebter und können bei verschiedenen Alltagsbeschwerden erfolgreich eingesetzt werden. Sowohl als Nahrung, als Tee, als Bad, Tinktur, Öl, Wickel… es gibt viele verschiedene Formen der Zubereitung und Nutzung. Grundvoraussetzung ist allerdings der kompetente Umgang, der mögliche Schäden ausschließt. Die Einstellung „nützt`s nichts, schadet`s nicht“ könnte ungewollte Folgen haben.

Die Beschaffung der Kräuter ist manchmal nicht ganz einfach. Besonders durch die intensive landwirtschaftliche Nutzung der Böden, kann das Selbstsammeln nicht immer empfohlen werden.

Folgende Kriterien sind auf alle Fälle zu beachten:

– Verwechslungen ausschließen

Abgase, Dünger, Pestizide meiden

zum richtigen Zeitpunkt ernten

die Ernte richtig weiterverarbeiten

Naturschutzbestimmungen einhalten

Wer nicht den nötigen Zeitaufwand investieren kann oder will, tut gut daran, sich die Kräuter im entsprechenden Fachgeschäft oder bei einem Kräuteranbauer zu besorgen.

Nur so und mit dem Wissen der richtigen Zubereitung, Lagerung bzw. Haltbarkeit steht einem erfolgreichen Einsatz nichts im Wege.

Salbei bei Halsschmerzen bzw. die schweißtreibende Wirkung von Holunder- bzw. Lindenblütentee bei einem grippalen Infekt sind altbewährte Hausmittel.

Lavendel, Johanniskraut und Melisse schenken Ruhe und Ausgeglichenheit, Kümmel, Fenchel und Anis lindern Blähungen und Verdauungsbeschwerden .

Weißdorn dient der Stärkung des Herzens, die Mariendistel unterstützt die Leber.

Baldrian hilft Ängste überwinden und Spitzwegerich oder Eibisch beruhigen hartnäckigen Husten. Hagebutten und Sanddorn mobilisieren die Abwehrkräfte und Birke und Brennnessel dienen der Ausleitung.

Sogar Erste Hilfe Maßnahmen lassen sich mit Pflanzen durchführen. Immer wieder wundere ich mich über die schmerzstillende und abschwellende Wirkung der Arnikatinktur bei Zerrungen, Quetschungen und Stößen. Auch gegen Blutungen ist ein Kraut gewachsen. Diese Erfahrung habe ich selbst einmal bei einer relativ tiefen Schnittwunde mit der Schafgarbe gemacht. Gott sei Dank hat sich in meinem Garten auch der Breitwegerich eingebürgert, so dass ich mich beim Barfuß laufen vor einem Bienenstich nicht mehr fürchten muss. Ein gequetschtes Blatt auf die betreffende Stelle gelegt, nimmt fast augenblicklich den Schmerz und verhindert das Anschwellen bzw. den nachfolgenden Juckreiz.

Oder das Blatt der Gundelrebe! Wie der Name „Gund“ schon andeutet, ist es das Mittel der Wahl, damit Eiter abfließen kann.

Die Welt der Kräuter ist äußerst spannend. Wenn wir uns darauf einlassen, können wir ihre Geheimnisse immer besser verstehen lernen. Vergessen wir nicht, den Pflanzen als Lebewesen zu begegnen und ihnen den nötigen Respekt und unsere Dankbarkeit entgegenzubringen.

Dann werden sie uns zum Segen gereichen!

Der Bärlauch ist eine bärenstarke Pflanze und das ideale Kraut für eine Frühjahrskur – in dieser Jahreszeit riecht es in so manchem Wald stark nach Knoblauch. Das satte Grün ist eine Augenweide.

lg md sm xs