Immer gut "bei Fuß"
Wer kennt ihn nicht, den sanften Bruder des Wermuts, der sich vorzugsweise auf verdichteten Böden ansiedelt und bei vielen Zeitgenossen als Unkraut gilt?
Ein merkwürdiger Umstand, verehrten unsere Vorfahren die „Mugwurz“ doch einst als „Mutter aller Pflanzen“.
Denn alte, medizinisch hochentwickelte Kulturvölker wie Perser und Griechen waren überzeugt davon, dass keine geringere als die Geburtsgöttin Artemis selbst im Beifuß wohnt.
Von ihr leitet sich übrigens auch der botanische Name „Artemis vulgaris“ ab.
Damals wie heute spielt Beifuß als Frauenkraut vor allem rund um die Geburt eine zentrale Rolle. Er gilt als fruchtbarkeitsanregend, wehenfördernd, schmerzlindernd, blutreinigend, wärmend und kreislaufanregend.
Der mystischen Vorstellung unserer Ahninnen zufolge sollte das, im Sternzeichen der Jungfrau gesammelte Pflanzengut am wirksamsten sein und als Schlosskraut den weiblichen Muttermund während der Geburt leichter öffnen.
Bei Räucherungen wurde Beifuß zum Schutz gegen störende Energien und Krankheitskeime verwendet.
Wegen seiner starken Duftentwicklung galt er vor allem als dämonenabwehrend. Deshalb trug er im Mittelalter den Namen Fuga daemonum (Teufelsflucht).
Seine Wirksamkeit sollte sich noch um ein Vielfaches erhöhen, wenn man ihn zur Sommersonnwende pflückte, sich daraus einen Gürtel flocht und diesen im Johannisfeuer verbrannte. Damit glaubte man seine Lebenskräfte stärken und Belastendes loswerden zu können.
Viele dieser alten Riten, die von unseren Vorfahren praktiziert wurden, sind leider in Vergessenheit geraten oder entlocken uns heute nur mehr ein flüchtiges Lächeln.
Denn die hochtechnisierte Wissenschaft weiß genau um die Zusammensetzung der Inhaltsstoffe und deren Wirkweise. Da ist kein Platz für einen solchen Hokuspokus!
Ob wir jedoch manchmal nicht auch gut daran täten, an höhere Mächte zu glauben und unseren Selbstheilungskräften mehr zu vertrauen?
Eines gilt als sicher: die ätherischen Öle und Bitterstoffe der Artemisia als Tee vor dem Essen genossen, kurbeln Verdauung, Fettverbrennung und Appetit an.
Ganz nach dem Motto: „ Was bitter dem Mund, ist dem Magen gesund“!
Unsere nördlichen Nachbarn wissen ein Liedchen davon zu singen, verwenden sie Beifuß doch als unverzichtbare Zutat zu fettem Gänse-oder Entenbraten.
Wie wäre es mit einem entsprechendem Verdauungsgewürz?
Neben der Stärkung des Verdauungsapparates hilft es vielleicht ja auch die sprichwörtliche Laus von der Leber zu vertreiben und so manchen Ärger im Alltag zu neutralisieren!
Zutaten:
Ringelblume und Schafgarbe zu gleichen Teilen, halb so viel Beifußkraut im jungen Blühstadium, einen viertel Anteil Salz und einen achtel Anteil Kurkumapulver, angereichert mit schwarzem Pfeffer.
Zubereitung:
die Kräuter vorher trocknen und gemeinsam mit den restlichen Zutaten zerreiben oder mixen. Kühl und dunkel in einem Glas lagern.
Verdauungsfördernde, muskelentspannende, wärmende, beruhigende, reinigende... und viele weitere lobenswerte Eigenschaften haften dem Beifuß an.
Davon erzähle ich ein anderes Mal!
Der Vollständigkeit halber muss ich aber auch den Wermutstropfen erwähnen, wenn ich vom Beifuß spreche.
Als Artemisiengewächs und Korbblütler weisen seine Pollen nämlich ein erhöhtes Allergiepotential auf.
Besonders heuschnupfengeplagte Menschen müssen deshalb Vorsicht walten lassen!