In Zeiten wie diesen: Auf Vertrauen bauen

Mein absoluter Lieblingsspazierweg ( momentan allerdings tabu!) von St. Michael hinauf zur Gleifkirche führt mich stets an einer, von Kupfer blau gefärbten Holztafel vorbei, die an die große Philosophin, Theologin und Ordensschwester Edith Stein erinnert.

 

Obwohl mir der Name bekannt war, wollte ich doch eines Tages herausfinden, wer diese Frau eigentlich war. Meine Recherche ergab, dass sich hinter der Figur Edith Stein eine jüdische Gelehrte verbirgt, die von außergewöhnlichen Begegnungen geprägt, zum katholischen Glauben konvertierte und dem Karmeliterorden beitrat.

 

Edith Stein wurde 1942 von der Gestapo verhaftet und in Auschwitz ermordet. Zeit ihres Lebens bemühte sie sich, der Wahrheit hinter den Dingen auf den Grund zu gehen und sich dabei nicht mit einfachen Antworten zu begnügen.

 

Edith Steins Versuch, Brücken zwischen Gleichgesinnten und Andersdenkenden, zwischen Religionen und Kulturen, zwischen Wissenschaft und Glauben, zwischen Männern und Frauen zu bauen, basiert auf ihrem unerschütterlichen Glauben an das Gute.

Aufgrund ihres außergewöhnlichen Lebensweges wurde Edith Stein am 1.Mai 1987 in Rom seliggesprochen.

 

 

In Zeiten wie diesen spüren wir durch das Wechselbad unserer  Gefühle hindurch zunehmend deutlicher, was uns wirklich wichtig ist.

Mehr denn je freuen wir uns über einen Himmel ohne Kondensstreifen, eine Umgebung ohne Verkehrslärm und Hektik, eine ungewohnte Fernsicht, über einen Telefonanruf der Nachbarin, über unsere Gesundheit, über die Gewissheit, dass es Menschen gibt, die für unser Wohlergehen sorgen.

 

In Zeiten wie diesen gibt es aber auch tiefe Nöte, die von Angst, Traurigkeit und Zweifel begleitet werden.

Wir hadern mit unserem Schicksal, mit den Einschränkungen, mit den finanziellen Einbußen, mit der Krankheit…

 

Ich hoffe, dass uns in Stunden tiefster Verzweiflung nachstehendes Gebet aus dem Nachlass von Edith Stein Trost und Ermutigung sein kann.

 

Das wünsche ich für heute und für die kommende Zeit!

 

 

Gib mir Kraft für einen Tag

Herr, ich bitte nur für diesen,
dass mir werde zugewiesen,
was ich heute brauchen mag.

Jeder Tag hat seine Last,
jeder Tag bringt neue Sorgen,
und ich weiß nicht, was für morgen
du mir, Herr, beschieden hast.

Aber eines weiß ich fest,
dass mein Gott, der seine Treue
täglich mir bewies aufs neue,
sich auch morgen finden lässt.

Gib mir heute deinen Geist,
dass das Band wird stark erfunden,
das mich hält mit dir verbunden,
und bis morgen nicht zerreißt.

Und so will ich meine Bahn
ohne Sorgen weiterschreiten.
Du wirst Schritt um Schritt mich leiten,
bis mein letzter Schritt getan.

Edith Stein

lg md sm xs