In Zeiten wie diesen: Beinhart

 

Eine interessante Geschichte erzählt von einem, am Hof der Zarin Katherina II arbeitetenden englischen Gärtner.

Nachdem dieser nach Beendigung des Dienstverhältnisses auf seine Insel zurückkehrt, hat er eine rauhblättrige Pflanze im Gepäck, die dem einheimischen Beinwell sehr ähnlich sieht, allerdings um einiges größer ist.

Die schnellwüchsige Staude erweist sich aufgrund ihres hohen Eiweißgehaltes und der zur Verfügung stehenden Biomasse als ideales Viehfutter und wird zu Ehren des Gärtners nach seinen Familiennamen "Comfrey" benannt.

 

Wo Beinwell oder Comfrey im Garten Einzug gehalten haben, tut man gut daran, sie fleißig für Pflanzenjauchen oder als Mulchmaterial zu nutzen.

Denn nur so ist es möglich, dem "regen Treiben" der beiden Einhalt zu gebieten.

 

Der Schnitt kann bis zu 6mal pro Saison erfolgen und entsprechend eingesetzt werden.

Ideal, um Nährststoffe aus tiefen Bodenschichten zu erschließen und reichlich Stickstoff und Kalium an den Boden abzugeben. 

Kalium fördert nämlich die Wurzel- und Knollenbildung und festigt die Zellwände der Pflanzen im Gemüsegarten.

 

Sandige oder humusarme Lehmböden lassen sich durch das regelmäßige Ausbringen einer Beinwelljauche wesentlich verbessern.

Diese wird mit 10 Liter Wasser und ca. 1 kg frischem Pflanzmaterial (Wurzeln, Blätter und Stängel) an einem schattigen Ort angesetzt und regelmäßig umgerührt. Der unangenehme Geruch, der bei der Gärung entsteht, kann durch eine Handvoll Steinmehl gebunden werden.

Nach ca. 3 bis 4 Wochen ist die Jauche fertig.

Vor dem Ausbringen muss sie, wie andere Jauchen auch, im Verhältnis 1:10 mit Wasser verdünnt werden.

 

Besonders starkzehrende Tomaten, Kohlgemüse, Paprika profitieren davon.

Gehölze, die mehltauanfällig sind, wie z.B Stachelbeeren, lassen sich durch eine Beinwell-Spritzung, eine Düngergabe oder durch eine Mulchschicht  eher gesund erhalten.

 

Wer Beinwell als Knochenheiler nutzen möchte, sollte bis zum Spätherbst oder bis zum Vorfrühling warten.

Sobald sich die oberirdischen Kräfte vor der Winterruhe wieder in die Wurzeln zurückgezogen haben, steht einer Ernte der "Schmerzwurz" nämlich nichts mehr im Wege.

 

Beinwell war bereits den alten griechischen und römischen Ärzten bekannt.

Der lateinische Name "Symphytum" kommt von "symphein", was soviel wie "zusammenwachsen, vereinigen" heißt.

Im Althochdeutschen kannte man den Beinwell unter dem Namen  "Wallwurz".  "Wallen" bedeutet ebenfalls "zusammenfügen, zusammenwachsen".

 

Beinwell ist ein wertvolles Heilkraut, dessen Wirksamkeit auch durch neuere Studien nicht in Frage gestellt wird.

Eine Behandlung mit der Beinwellsalbe, die viele aus der Werbung als "Kyttasalbe" kennen, vermag die Morgensteifigkeit günstig zu beeinflussen, Verspannungen, neuralgische Schmerzen, Traumata, Schwellungen und Verstauchungen zu beruhigen und zu lösen.

 

Hierfür verantwortlich ist in erster Linie das sogenannte "Allantoin".

Es fördert die lokale Durchblutung, verflüssigt vorhandenes Wundsekret, regt die Kallus- und die Zellneubildung an und sorgt für die Regeneration von Gewebe, Schleim- und Knochenhaut bzw. für das Zusammenwachsen der Knochen.

 

Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie mein Mann vor vielen Jahren nach einem Sturz mit dem Fahrrad für einen Monat einen Gipsverband um das gebrochene Handgelenk tragen musste.

Weil die äußere Behandlung mit Beinwell nicht möglich war, nahm er in seiner Regenerationsphase täglich 6mal je 3 Globuli  "Symphytum officinale" D6, ein.

Und siehe da: Gips ab - Beweglichkeit zurück - keine weiteren Einschränkungen!

 

Beinwell lässt sich auf verschiedene Weise verarbeiten.

 

Der frische Breiumschlag aus der Wurzel oder zerklopfte Blätter können in Form von Kompressen auf die zu behandelnde Stelle aufgetragen werden.

 

Einreibungen mit einer Beinwelltinktur sind ebenfalls möglich.

Hierfür wird die frisch gehackte Wurzel mit 45%igem Alkohol übergossen und für einen Monat ausgezogen.

 

Ölauszüge aus der schleimhaltigen Beinwellwurzel müssen aufgrund des hohen Wasseranteils sofort zur Salbe weiterverarbeitet werden.

Ich bereite sie folgendermaßen zu:

Zerkleinerte Wurzel  bis zu 1/3 hoch in ein Glas geben und dieses bis zum Rand mit Olivenöl aufgießen.

Im Wasserbad erwärmen, dabei sollte das Öl gut warm, aber nicht zu heiß sein.

Mindestens 1/2 Stunde auf 60 Grad halten, dann die Wurzeln abseihen und das Öl mit Bienenwachs (100ml Öl:10g Wachs = 10:1) binden.

 

In Zeiten wie diesen bleibt mir an dieser Stelle nur noch, "Hals- und Beinbruch" zu wünschen!

 

 

lg md sm xs