In Zeiten wie diesen: Besser spät, als zu früh!

 

Das Heilkraut, das ich heute für meinen Beitrag gewählt habe, ist bereits ab Februar auf verdichteten Lehmböden, an Wegrändern oder Böschungen zu finden.

In der tristen Winterlandschaft könnte man seine Blüte gar für eine kleine Sonne oder für die Miniaturausgabe eines vorwitzigen Löwenzahns halten.

 

Wer für die Pflanzenbestimmung  nach den Blättern sucht, wird leider nicht fündig werden.

Denn der lateinische Zusatz „filius ante patrem“ bringt es auf den Punkt!

"Der Sohn kommt vor dem Vater"!

Etwas eigenartig für die Pflanzenwelt, wo sich doch normalerweise die Blätter vor der Blüte entwickeln.

 

Aber der kleine, nach Honig duftende Huflattich ist eben etwas ganz Besonderes.

 

Das wussten die berühmten Ärzte und Heiler schon lange vor unserer Zeit.

 

Hippokrates z.B. vertraute auf die schleimlösenden und erweichenden Eigenschaften des Huflattichs.

Galen und Dioskurides empfahlen, die salpeterhaltigen Blätter zu verräuchern und den Rauch bei Kurzatmigkeit zu inhalieren.

Sebastian Kneipp verordnete Patienten mit einem Gefühl von "Engbrüstigkeit" den Tee aus Huflattichblüten und -blättern.

Offene Beine oder Geschwüre behandelte er mit Kompressen aus Huflattichblättern.

Diese Handhabung wird aus heutiger schulmedizinischer Sicht strikt abgelehnt. Zu groß ist nämlich die Gefahr der Keimbesiedlung, die zu schweren Entzündungen oder sogar zum Wundbrand führen kann.

 

Nach antiker Überlieferung sollen die Blüten des Huflattichs aus den Hufabdrücken der Centauren beim Kampf mit den Menschen entsprossen sein. Centauren sind Mischwesen mit einem menschlichen Oberkörper und dem Rumpf und den Beinen eines Pferdes.

 

Wie dem auch sei, die Geheimnisse der Evolution lassen sich wohl nicht mehr genau zurückverfolgen.

 

Interessant ist allerdings die botanische Bezeichnung „Tussilago farfara“, welche die Heilwirkung des Huflattichs schon recht gut aufschlüsselt.

So steht „Tussis“ für „Husten“, „agere“ bedeutet „vertreiben.“

Farfara“ bezieht sich auf die mehlige Unterseite des Blattes und leitet sich von „far“="Mehl" und „ferere“="tragen" ab.

Dieser filzige Überzug macht übrigens durchaus Sinn. Denn er schützt nicht nur vor Hitze und Trockenheit, sondern ebenso vor Kälte.

 

Der deutsche Namen „Huflattich“ nimmt Bezug auf die hufähnliche Form der Blätter, der Zusatz ‚lattich‘ wird häufig für Pflanzen mit großen Blättern verwendet.

 

Aufgrund lebertoxischer Pyrrolizidin-Alkaloide ist der Einsatz von Huflattich in der jüngeren Vergangenheit in Verruf geraten.

Inzwischen ist man allerdings etwas zurückgerudert und gibt zu, dass es auch hier wieder um die Dosis geht, die das Gift macht.

 

Denn Huflattich komplett aus der Heilkräuterliste zu streichen wäre aufgrund seiner hervorragenden Unterstützung bei Husten wohl jammerschade.

 

Entgegen der landläufigen Meinung sind es aber nicht so sehr die Blüten als vielmehr die Blätter, deren bronchialstärkenden, schleimlösenden, krampflösenden, gewebsfestigenden und hustenreizstillenden Eigenschaften, wir bei Bedarf nutzen sollten.

 

Und somit lässt sich auch die Titelwahl für diesen heutigen Beitrag erklären.

Besser spät, als zu früh“ bezieht sich nicht nur auf die Aufhebung der Notverordnung in Coronazeiten, sondern auch auf die Huflattichblätter, die frühestens 6 Wochen nach der Blüte erscheinen und die es ab jetzt, bis in den Juni hinein zu sammeln gilt.

 

Dann können diese auch nicht mehr so leicht mit den Blättern der Pestwurz verwechselt werden, denn letztere werden wesentlich größer.

Huflattichblätter hingegen bleiben handgroß.

 

Meinen Hustenzucker, den ich mir gerne auf Vorrat herstelle, möchte ich euch zum Schluss nicht vorenthalten.

 

Dazu nimmt man zu gleichen Teilen:

 

Huflattichblätter, Spitzwegerichblätter, Malven- oder Käsepappelblätter und die Jungtriebe von Fichte oder Tanne.

Alles wird mit der doppelten Menge Rohrohrzucker an gemixt und anschließend luftgetrocknet.

Den nunmehr krümelig gewordenen Zucker nicht mehr mixen.

In Gläser abfüllen und dunkel lagern.

In Erkältungszeiten kann der Zucker in Tee eingerührt oder pur eingenommen werden.

 

Die bessere Wahl ist aber, gesund zu bleiben!

 

Das wünsche ich uns nicht nur in Zeiten wie diesen!

 

 

Fotos: 1. Bild: Huflattichblüte im Februar

           2.Bild: abgeblühter Huflattich mit Blättern, Ende April

           3.Bild: abgeblühte Pestwurz mit Blättern, Ende April

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