In Zeiten wie diesen: Einfach aufgetischt

 

Einfach aufgetischt oder einfach aufgetischt?

 

Je nachdem, worauf wir die Betonung beim Lesen legen, ergibt sich der Sinn des geschriebenen Wortes.

 

Im heutigen Beitrag geht es um die erste Variante.

Wer diese aber immer noch nicht verstanden hat, dem kann ich gerne mit einem kleinen Denkanstoß nachhelfen.

Einfaches Essen kann auch gut schmecken!

 

Ein Motto, das wir uns nicht nur in Zeiten wie diesen, sondern darüber hinaus auf die Fahne schreiben sollten!

 

Für unsere Großmütter und Mütter war es eine Selbstverständlichkeit, Regionales und Saisonales in ihrer täglichen Küche zu verwenden und mit Lebensmitteln zu arbeiten, die gerade da waren.

Sie konnten es sich nicht leisten, jeden Tag neu einzukaufen oder ihren momentanen Gelüsten freien Lauf zu lassen.

Abgesehen davon, war es für diese Generation ganz selbstverständlich, Obst, Gemüse, Eier, Fleisch... beizeiten zu lagern oder zu konservieren. Spare in der Zeit, so hast du in der Not!

Ob wir uns von diesem Sprichwort nicht auch eine Scheibe abschneiden könnten?

 

Zugegeben, die Zeiten haben sich geändert und es gibt nicht mehr viele Previligierte, die ein Stück Land zum Bearbeiten haben.

Kleine Wohnflächen verhindern, Lebensmittel auf Vorrat zu horten.

Zudem ist das globale Angebot  verlockend und die Berufstätigkeit der Frau lässt wenig Spielraum für eine aufwendige Küche.

 

Trotzdem wage ich zu behaupten: Zeiten wie diese sind nicht nur schlecht!

Ich zumindest empfinde sie auch als Möglichkeit, über meine Lebensweise nachzudenken und erkenne plötzlich, dass weniger oft mehr ist.

 

Mit den Bestimmunen zur Ausgangssperre habe ich begonnen, meine Lebensmittelreserven in Keller und Kühltruhe zu verarbeiten und aufzubrauchen.

Verständlicherweise fehlen mir dabei manchmal Zutaten, die ich vorher gedankenlos dazugekauft hätte.

 

Aber nun merke ich, dass es meistens auch anders geht!

Und mit der nötigen Portion an Kreativität gelingt es mir erstaunlich gut, trotzdem schmackhaft und auf jedem Fall gesünder zu kochen.

 

"Mehr von der Pflanze, weniger vom Tier", pflegte bereits Pfarrer Kneipp vor ca. 150 Jahren zu sagen.

 

Und es gibt ein weiteres, höchst aktuelles Zitat von ihm, das glauben lässt, er wäre einer unserer Zeitgenossen:

"Wem es gelänge, die Menschen zur Einfachheit, Natürlichkeit und vernünftigen Lebensweise zurückzuführen, der hätte das Höchste und Edelste geleistet: nämlich die soziale Frage gelöst".

 

In Anbetracht von Klimaerwärmung und der Versteppung vieler Landstriche, der Vermüllung und Luftverschmutzung, der Naturkatastrophen, Hungersnöte und Flüchtlingswellen braucht man dieser Aussage wohl nichts weiter hinzuzuführen.

 

Die Frage nach dem Wirtschaftswachstum um jeden Preis erübrigt sich dabei von selbst.

Wenn wir in naher Zukunft nicht imstande sind, der Schieflage unserer Welt entgegenzusteuern, könnte uns die Hemmungslosigkeit und Raffgier unserer reichen Industrieländer zum Verhängnis werden.

Und dagegen gibt es dann bestimmt kein Medikament!

 

Unser guter Wille muss im Kleinen beginnen.

Aber erst wenn wir diesen schrittweise umsetzen, sind wir auf dem richtigen Weg!

 

Wie wär`s, beim Essen damit zu beginnen?

 

Dazu hätte ich 2 Polentarezepte, die zwar einfach, aber überaus vollwertig sind und dabei noch gut schmecken!

 

Polentaschnitten

 

1mittelgroße Zwiebel und eine Knoblauchzehe fein hacken.

Je 1/4l Milch und Gemüsebrühe zusammen aufkochen, Zwiebel und Knoblauch dazugeben und mit Salz abschmecken.

250g Polentamehl in die kochende Flüssigkeit einrühren und 15 Minuten köcheln lassen.

50g Parmesankäse untermischen.

 

Ein Backblech ausfetten, die heiße Polenta darauf 1cm dick verstreichen und mit 300g gehacktem Spinat (evt. auch Wildkräuter wie Giersch, Brennnessel, Löwenzahn, Melde...) darauf verteilen. Mit Parmesan oder anderem Käse bestreuen und ein paar Butterflöckchen darauf verteilen.

In den Backofen schieben und bei 200Grad für ca. 1/4Stunde gratinieren.

Dazu grünen Salat reichen.

 

Die Polentanocken habe ich heute zu Mittag gekocht.

 

Dazu gab es gedämpften Rosenkohl und die Sprossen vom Schwarzkohl (cavolo nero), den ich im letzten Herbst gepflanzt habe.

Jetzt, kurz vor seiner Blüte kann man die Knospensprossen wie Broccoli auf einem Sieb dämpfen und mit Brösel und Butter abschmelzen. Sie schmecken sehr würzig und sind schnell zubereitet.

Im Wasser unter dem Sieb habe ich 1/2 Zwiebel, eine kleingehackte Karotte, etwas Liebstöckel und winterhartes Bohnenkraut mitgekocht und damit eine Gemüsebrühe hergestellt.

 

Für die Polentanocken werden 600ml Gemüsebrühe und 300g Polentamehl gerechnet.

Das Mehl in den kochenden und gewürzten Sud einrieseln lassen und  dabei mit dem Schneebesen kräftig umrühren.

Bei geschlossenem Deckel die Polenta für ca. 10 Minuten köcheln.

Dann für weitere 10 Minuten nachdämpfen lassen, so dass sich auch der Bodensatz gut löst. 

Ca. 100g Parmesankäse und 1 Handvoll kleingehackte Kräuter unterrühren. Ich habe hierfür Giersch und Bärlauch gewählt. Alternativ können auch Gartenkräuter (z.B.Petersilie) verwendet werden.

Die Polenta nun in eine Spritztülle füllen und auf einem Backblech als daumendicke Würste aufspritzen.

Sobald die Masse abgekühlt ist, die Streifen in 2 cm lange Nocken schneiden und diese im heißen Wasser für 5 Minuten garen.

In einer Pfanne Butter schmelzen, Zwiebelstücke darin anbraten und die abgeschöpften Nocken dazugeben.

 

Alles durchrühren und gegebenenfalls mit Schnittlauch und Käse bestreuen.

 

Gutes Gelingen!


 

 

lg md sm xs