In Zeiten wie diesen: Heugeflüster
Vögel zwitschern, Grillen zirpen, Käfer brummen, Bienen summen.
Ein Orchester erster Güte, das hier spielt im Festspielhaus der bunten Frühsommerwiese.
Auch bunte Schmetterlinge gesellen sich dazu und wie es scheint, sind es heuer besonders viele.
Und die Blumen erst!
Jetzt im Mai gibt es eine große Vielfalt davon zu entdecken.
Wiesensalbei, Rotklee, Wiesenkerbel, Margarite, Skabiose, Kuckuckslichtnelke, Hornklee, Labkraut, Leimkraut…sorgen dafür, dass der Speisezettel der Wiederkäuer aufgewertet wird.
Nur mit dem Hahnenfuß scheinen diese auf Kriegsfuß zu stehen.
Gut so, denn ihr Instinkt verrät ihnen: „Gelb, glänzend, giftig!“
Ein Prinzip, das es auch für uns Menschen zu befolgen gilt!
Nach dem letzten Regen haben sich die Grassoden wie von Zauberhand erholt.
Zu Wochenbeginn dürfte das vorhergesagte Nass die Gräser dann vollends zum „Schießen“ bringen.
Für die Bauern ein Zeichen, den ersten Grasschnitt zu tätigen.
Das freut nicht nur die Tiere im Stall, sondern auch unseren Geruchsinn.
Denn sobald der unverwechselbare Heuduft die Luft schwängert, wissen wir es gewiss: der Sommer ist da!
Heu ist aber weitaus mehr als Viehfutter allein.
Heu ist eine aromatische Zutat für kreative Köche, zum Beispiel in der Heusuppe.
Heu ist gut formbares Ausgangsmaterial für allerlei florale Objekte.
Vor allem ist Heu aber auch das natürliche Morphium von der Wiese.
Das erfuhren rheumageplagte Knechte und Mägde zu Großmutters Zeiten beim Übernachten in den Heuschobern, das erleben mondäne Gäste heute noch, wenn sie sich wie Generationen vor ihnen in den sogenannten „Heubadln“ gegen Gelenksbeschwerden, verspannte Muskeln, neuralgischen Schmerzen oder einfach für ein besseres Wohlbefinden behandeln lassen.
Neben den klassischen Bädern ist Sebastian Kneipp ein ebenso großer Befürworter von äußeren, entgiftenden und schmerzlindernden Behandlungen mit Hilfe eines Heublumensackes.
Weil Heusäcke sehr modellierfähig sind, ist der enge Kontakt zur Haut gegeben. Seine Größe richtet sich nach der zu behandelnden Stelle.
Ein Heusack sollte etwa eine Stunde auf der Hautpartie liegen bleiben.
Bei schwächlichen Menschen wird eine kürzere Einwirkzeit gewählt.
Nach der Anwendung empfiehlt es sich nachzuruhen.
Bei neuralgischen Schmerzen erlebt man eine anschließende Massage mit Johanniskrautöl als sehr wohltuend.
Wer sich auf Vorrat mit kleinen Heublumenkissen eindecken möchte, kann sich Einweg-Säckchen aus Gartenflies auf Reserve nähen.
Vor der Anwendung wird dieses auf einem Siebeinsatz über Wasserdampf bei geschlossenem Deckel ungefähr 20 Minuten erhitzt, bis es gut durchfeuchtet ist.
Dann kurz aufschütteln und auf die regelmäßige Verteilung der Heublumen achten.
Unter Berücksichtigung von Verbrennungsgefahr so warm wie möglich auf die zu behandelnde Stelle auflegen.
Den Heublumensack mit einem Baumwoll- und zusätzlich mit einem Wollwickeltuch oder einer Wärmflasche abdecken.
Dadurch verlängert sich die wohltuende Wirkung der Behandlung.
Vorsicht: Pollenallergiker müssen bei der Anwendung mit Heublumen Vorsicht walten lassen. Nicht auf offene Wunden auftragen!