In Zeiten wie diesen: Klein, aber oho!
Lerne die Schönheit im Kleinen sehn,
dann wirst du des Schöpfers Größe verstehn!
Auf das Marienkrönchen, Mutterblümchen, Gänseliesel, Tausendschön...trifft diese Aufforderung allemal zu.
Wer damit nichts anzufangen weiß, dem sei gerne weitergeholfen.
Denn hinter den verschiedenen Übernamen verbirgt sich nichts anderes als das kleine Gänseblümchen.
In meinen Kindheitserinnerungen sehe ich es noch ganz deutlich vor mir, wie es, einem weißgelben Teppich gleich, den Obstanger unseres Nachbarn aufheiterte und in mir das unbeschreibliche Gefühl von Geborgenheit, Gelassenheit und Unschuld hinterließ.
Seine Robustheit und Stärke, die jedem Rasenmäher trotzt und auch Kälte oder ungünstige Bodenverhältnisse locker wegsteckt, ohne dabei an Blühkraft einzubüßen, ist schon erstaunenswert.
Seine Bestimmung und sein unerschütterlicher Glaube an das Gute machen es in Zeiten wie diesen wahrhaftig zu einem Botschafter der Hoffnung und Zuversicht.
Der lateinische Name Bellis perennis leitet sich von bellus für "hübsch" und perennis für "ausdauernd" ab.
Wie jedes Jahr, so haben sich auch heuer wieder viele der zarten Schönen in meinem Garten eingefunden.
Mit leidenschaftlicher Hingabe bieten sie mir ihre leuchtenden Blütenkörbchen an und ich scheine ihre Aufforderung direkt zu hören: "Komm, nimm mich!".
Achtsam zupfe ich das eine oder andere davon und weiß mich dabei mit der germanischen Frühlingsgöttin Freya verbunden.
In der nordischen Mythologie ist das Gänseblümchen der Frühlingsgöttin Ostara geweiht.
Einer christlichen Legende zufolge wird es hingegen der Jungfrau Maria zugeordnet, aus deren Tränen es auf der Flucht nach Ägypten entsprossen sein soll.
Gänseblümchen sind Multitalente, die das Blut auffrischen, den Stoffwechsel aktivieren, Giftstoffe über die Nieren ausleiten, das körperliche Säure-Basengleichgewicht wiederherstellen und somit für jede Frühjahrskur eine Bereicherung darstellen.
Den Kindern sind Gänseblümchen besonders wohlgesonnen, was diese ihrerseits zu erwidern wissen.
Wie groß ist doch die Freude des kleinen Volkes, barfuß über eine Gänseblümchenwiese zu laufen, das geliebte Himmel-Hölle Spiel an den weißen Zungenblüten auszuprobieren oder sich allerlei Schmuck daraus zu basteln.
Vielleicht ist es gerade diese Empathie, die das Gänseblümchen zu einem idealen Kinderheilkraut macht.
Auf sanfte Weise unterstützt es kleine Rotznasen und Hustenzwerge, kann aber auch als Salbe bei diversen Hautleiden, sowie als Kompresse bei Prellungen, Zerrungen, Schwellungen oder Verrenkungen Linderung bringen.
In homöopathischer Form wird "Bellis perennis D4" unter anderem bei Augenschwäche, zur Wundheilung und als sogenanntes "Arnika des Bauches" bei Problemen mit den Bauchorganen verschrieben.
Wenn man damit begänne, die gesamten Wirkbereiche dieser kleinen und doch so großen Heilpflanze aufzuzählen, dann hätte sie sich längst schon eine Lobeshymne verdient.
So kann z.B. ein starker Aufguss (30Minuten Ziehzeit) mit etwas Honig und Kleie verrührt und auf das Gesicht als 20 minütige Maske aufgetragen, aufgrund seiner zusammenziehenden Gerbstoffe das großporige Hautbild wesentlich verbessern.
Eine Gänseblümchen-Tinktur hilft bei Zahnfleischbluten und entfaltet ihre entzündungshemmenden Eigenschaften bei Akne, Furunkel und Mitesser infolge fettiger Haut.
Auch gegen Insektenstiche oder Hämatome kann diese unterstützend eingesetzt werden.
Wer sich zu den Genussmenschen zählt, die Neues ausprobieren möchten, kommt am Gänseblümchen nicht vorbei. Sowohl als Deko in Suppen oder Salaten, aber auch im aromatischen Wildkräuter-Frühlingsessig gibt es sein Bestes.
Für nussige Salate dürfen ruhig die Blattrosetten mitverwendet werden.
Als Kapernersatz dienen die noch festen Knopsen.
Ich persönlich bevorzuge die pfeffrige, leicht bittere Note im Kräuterquark oder in einer Kräuterbutter.
Letztere ist schnell gemacht und ein absolutes Highlight. Und das nicht nur, wenn Gäste kommen.
Ich nehme hierfür ein paar Tropfen Zitronensalz, eine Prise Kräutersalz, gehackte Blätter und Blüten von Gänseblümchen, Hirtentäschel, Weg- und Knoblauchsrauke sowie zimmerwarme Butter.
Ihr wisst nicht, wie die Knoblauchsrauke aussieht?
Dranbleiben, morgen stelle ich sie euch vor!