In Zeiten wie diesen: Schützenswert
Was erachten wir nicht alles als schützenswert?
Die Natur und ihr Artenreichtum gelten als schützenswert.
Die Familie ist schützenswert.
Das friedliche Zusammenleben ist schützenswert.
Alte Bausubstanz ist schützenswert.
Brauchtumspflege ist schützenswert.
Die Liste könnte beliebig lang fortgeführt werden und ist natürlich auch nach persönlichen Bedürfnissen ausgerichtet.
In Zeiten wie diesen, wo ein unbekanntes Virus sein Unwesen treibt, erachten wir unsere Gesundheit als besonders schützenswert.
In diesem Zusammenhang muss besonders an die persönliche Verantwortung jedes und jeder einzelnen appeliert werden.
Aber gleichzeitig ist es beruhigend zu wissen, dass auch Wissenschaftler, Krankenhauspersonal, Politiker nach den besten Strategien Ausschau halten, um der Pandemie Einhalt zu gebieten und die Volksgesundheit zu schützen.
Im Gegensatz dazu, sind Bäume ganz allein auf sich gestellt, wenn es darum geht, sich vor Viren, Pilzen, Insekten, klimatischen Einflüssen…zu schützen.
Erstaunlicherweise machen sie das mit Bravour und bemerkenswerten Taktiken.
Spätestens seit der deutsche Förster Peter Wohlleben in seinem Bestseller „Die Sprache der Bäume“ aufgedeckt hat, wie unsere Riesen ticken, kommen wir aus dem Staunen gar nicht mehr heraus.
Auch weitere Forscher identifizieren den Wald als hochkomplexen Lebensraum, in dem Millionen von Lebewesen unter und über der Erde miteinander kommunizieren.
So sollen Pflanzen gasförmige Substanzen aussenden, die von ihren Nachbarn wie Buchstaben entschlüsselt werden und durch die bei drohender Gefahr geeignete Gegenmaßnahmen eingeleitet werden können.
Aber es gibt noch andere Optionen der Abwehr, die uns einfach nur staunen lassen und uns ein ausgeklügeltes System vor Augen führen.
Die mechanische Abwehr vor Fressfeinden setzt zum Beispiel auf Dornen, Behaarung oder eine Wachsschicht. Auch die Funktion der Borke (Rinde) eines Stammes verhindert das Eindringen ungebetener Gäste.
Die chemische Keule tut ihr übriges.
Vor allem Bitter- und Gerbstoffe bedeuten für Kleinstlebewesen „Hände weg, sonst ergeht es mir schlecht!“
Denn erhöhte Tannin- und Phenolwerte können ihre Verdauung lähmen und somit tödlich wirken.
„Platz da“, scheint z.B. der Walnussbaum zu sagen und sendet Hemmstoffe an seine Umgebung aus, um so die Keimung anderer Pflanzenarten zu unterbinden.
Vielen von uns ist ein weiterer spezieller Abwehrstoff bekannt, der auch als das Gold der Bäume bezeichnet wird.
Das klebrigzähe Baumharz dient dem verletzten Baum als eine Art Pflaster zur Wundheilung.
Es ist in sogenannten Harzkanälen gelagert, die den gesamten Baumstamm durchziehen.
Nicht jeder Baum „harzt“ gleich viel. Besonders harzreich ist die Föhre, aber auch auf Tannen- und Fichtenborke kann man recht häufig Harzperlen entdecken.
Medizinisch besonders wertvoll ist das Harz von Lärchen.
Für seine Gewinnung werden Lärchenstämme mit besonderer Genehmigung angebohrt und dann nochmals verschlossen. Nach einer bestimmten Zeit kann das dort verfügbare Pech mit einem rinnenförmigen „Harzlöffel“ entnommen werden.
Pechsalben sind hochbegehrt und finden seit Generationen als Zugsalbe gegen Fremdkörper unter der Haut, zur Wundheilung, bei Hautirritationen, zur Durchblutung bei kalten Füßen oder bei rheumatischen Schmerzen Verwendung.
Wer möchte, kann sich seine Pechsalbe auch selber machen.
Ich verwende hierfür
70ml Ölauszug von Kamille und Ringelblume, 30g Harz,10g Bienenwachs.
Ölauszug: Olivenöl mit frischen Blüten ansetzen und 3 Tage hell stehen lassen. Zwischenzeitlich immer wieder umrühren.
Dann den Ölansatz im Wasserbad erhitzen, für mindestens ½ Stunde gut warm halten und schließlich abseihen.
Das, so gut wie möglich gereinigte Harz hinzufügen und im Öl schmelzen.
Falls Verunreinigungen vorhanden sind, das heiße Öl durch ein Tuch filtern.
Bienenwachs im Öl einschmelzen und die Salbe in Tiegelchen abfüllen.
Den Deckel erst nach dem vollständigen Erkalten aufbringen.
An dieser Stelle möchte ich nochmals an unsere schützenswerte Natur erinnern. Es sollte für uns eine Selbstverständlichkeit sein, Bäume nicht mutwillig zu verletzen.
Dies kann zu Wachstumsstörungen, schlimmstenfalls gar zum Tod des Baumes führen.
Bäume ohne Borke sind schutzlos dem Verfall ausgeliefert.
Borkenstücke, die bereits auf dem Boden liegen, dürfen gern nach Hause gebracht werden.
Sie eignen sich zum Bepflanzen von Sukkulenten oder zur Gestaltung von künstlerischen Objekten.
Eines davon hat mir meine Lieblingsnachbarin erst vor wenigen Tagen vor das Gartentor gestellt.
Danke, kann ich hierfür nur sagen!