In Zeiten wie diesen: Tief verwurzelt
Not macht erfinderisch!
So ist das auch bei mir.
Denn noch nie habe ich so viel Löwenzahn in der Küche verarbeitet wie in diesen Zeiten.
Seit nunmehr 6 Wochen steche und putze ich ihn Tag für Tag, nur um mir den Gang ins Geschäft zu sparen und mich keiner unnötigen Gefahr auszusetzen.
Solange meine Grundnahrungsmittel nämlich reichen, ist der Experimentierfreude in der Wildkräuterküche dank Löwenzahn kein Abbruch getan.
Vom Löwenzahnsalat habe ich bereits in einem früheren Beitrag berichtet.
Damit enden die Einsatzmöglichkeiten aber noch lange nicht, wenn man bedenkt, dass vom "Scheitel bis zur Sohle" dieser Pflanze alles genießbar ist.
Jetzt, da der Löwenzahn mancherorts schon blüht, kann man sich demzufolge auf die Blüte konzentrieren, um damit leckere Süß-und Nachspeisen herzustellen.
Bei mir ist es allerdings noch nicht so weit, wenngleich die Blätter zusehends größer und derber werden.
Verschmähen sollten wir sie deshalb aber nicht. Denn so wie Zichorie di Catalogna, eine Zuchtform der gemeinen Wegwarte, können auch Löwenzahnblätter in Salzwasser blanchiert und mit Essig und Öl als geschmackvolle Salatzugabe gereicht werden.
Für die prallen Blütenknospen, die in der Mitte der Blattrosette immer mehr anschwellen,empfehle ich eine weitere Zubereitungsmöglichkeit.
Mit ihrer Verarbeitung zu "Kapern" habe ich meine Probleme. Da sind sie mir einfach zu weich.
Als Soßenzutat für Spaghetti finde ich sie aber unbeschreiblich lecker.
Hierfür werden 2 Tassen Knospen in Salzwasser blanchiert und anschließend in Olivenöl mit etwas Knoblauch angebraten. Nebenbei verrührt man in einer Schüssel einen Becher Sahne, 2 TL Mehl, 1 Vollei und geriebenen Parmesankäse miteinander, würzt mit Salz und Pfeffer und gibt diese Soße zu den Blütenknospen.
Nochmals umrühren, kurz aufkochen lassen und unter die Nudeln mischen.
Einer meiner weiteren Favoriten aus der Wildkräuterküche ist das Löwenzahnpesto, sofern man die leichte Bitternote nicht scheut.
Wer dieses ausprobieren möchte, benötigt hierfür nur wenige Zutaten.
Anstelle von Nüssen oder Pinoli bevorzuge ich Sonnenblumenkerne, die in ihrer Kombination aus gesunden Fettsäuren, einem hohen Anteil an Eiweiß und dem relativ geringen Anteil an Kohlenhydraten keineswegs auf die Hüften schlagen, dafür aber reichlich Energie liefern.
Der Gehalt an Magnesium und Kalzium ist beachtlich und Muskeln und Knochen freuen sich darüber.
Bei den Vitaminen punktet vor allem das Vitamin E, dem ein Anti-Aging Effekt nachgesagt wird und verschiedene Vitamine aus der B-Gruppe, die unter anderem für ein gutes Nervenkostüm verantwortlich sind.
Wenn wir also eine Handvoll Sonnenblumenkerne, 3 Handvoll kleingehackte Löwenzahnblätter, 1 Knoblauchzehe, 2 EL Parmesankäse oder eine Feta, sowie etwas Olivenöl und Salz miteinander mixen, ergibt das ein Pesto, das sich nicht nur sehen, sondern auch gut genießen lassen kann.
Je nach Geschmack wird es als Brotaufstrich, zum Abschmecken einer Gemüsesuppe oder von Gemüsereis, als Fülle von Schlutzkrapfen oder im klassischen Sinn als Zutat zu Nudeln verwendet.
Eine Anmerkung an dieser Stelle!
Sehr oft höre ich den Einwand, dass das Sammeln von Wildkräutern infolge der Überdüngung bzw. der Belastung von Pestiziden immer schwieriger wird.
Da kann ich nur sagen: der Anbau im Garten oder auf dem Balkon lohnt sich allemal.
Beim Löwenzahn ist das besonders einfach. Sobald er seinen Samenstand entwickelt hat, wird der silbergraue Wuschelkopf abgestreift und eingesammelt.
Den so gewonnenen Samen verteilt man in einer vorbereiteten Kiste, drückt ihn gut an und bedeckt ihn hauchdünn mit Erde. Das Gießen nicht vergessen, so dass man sich schon bald an den zarten Trieben erfreuen kann.
Der Löwenzahn ist wirklich eine Pflanze mit großem Vorbildcharakter.
Das Exemplar auf meinem Bild hat in einem Jahr die Wurzellänge von ca 30cm entwickelt und trotz ungünstiger Umstände sind ihm weder seine Standhaftigkeit noch seine Leuchtkraft abhanden gekommen.
Ob wir uns in Zeiten wie diesen nicht eine Scheibe davon abschneiden könnten?
Einen Versuch ist es allemal wert!