In Zeiten wie diesen: Trügerischer Schein

Was manchmal auf den ersten Blick schön und ungefährlich erscheint, kann es faustdick hinter den Ohren haben. Im umgekehrten Sinn haben wir diese Gesetzmäßigkeit in verschiedenen Lebenslagen auch schon erlebt. Denn wie oft erfahren wir erst im Nachhinein, ob etwas gut für uns war oder nicht. Auch im Umgang mit anderen Menschen dürfen wir davon lernen! Wie oft erweisen sich gerade jene als tolerant, zuverlässig, hilfsbereit oder mitfühlend, von denen wir es nie geglaubt hätten. Und wie oft müssen wir mit Enttäuschung bei wieder anderen feststellen, dass wir uns in unseren Erwartungen geirrt haben.

 

Als ich IHN gestern bei einer kleinen Spazierrunde durch  den Wald entdeckte, war meine Freude groß. Und das nicht nur wegen seiner ansprechenden Blüte und des verführerischen Duftes, sondern auch deshalb, weil er mich in meiner Gewissheit bestätigte: der Frühling ist da!.

Die Rede ist vom Gewöhnlichen Seidelbast oder Echten Seidelbast (Daphne mezereum), dem man in den lichten Mischwäldern des Überetsch und des Unterlandes um diese Zeit öfters mal begegnet. Die gesamte Pflanzenfamilie umfasst an die 70 verschiedenen Arten. Dazu gehört auch das am Boden kriechende Steinröslein, das an den sonnigen und kargen Hängen im Dolomiten- Mendel- und Brennergebiet wächst.

Das hübsche Aussehen meines gesichteten Seidelbastes ist jedoch trügerisch, denn er reiht sich weit oben  in die Liste der hochgiftigen Pflanzen ein.

Bereits ein Hautkontakt kann bei empfindlichen Menschen zu Brandblasen führen.

Aus der früheren Heilkunde ist bekannt, dass man gegen rheumatischen Schmerzen die Auflage eines Seidelbast-Pflasters oder die Einreibung mit der Rindentinktur einsetzte. Nachdem die pflanzlichen Wirkstoffe die darüber liegende Haut stark reizten, wurde den ursprünglichen Schmerz dadurch wahrscheinlich in den Hintergrund gestellt.

Von dieser Maßnahme wird heutzutage dringendst abgeraten. Noch fataler ist der Verzehr der einladend roten Samen. Nur Drosseln dürfen sich daran gütlich tun, bei vielen anderen Tieren und auch bei uns Menschen reicht eine kleine Menge aus, um tödlich zu sein.

Der homöopathische Einsatz von Daphne mezereum gegen Hauterkrankungen oder Zahnschmerzen ist aus diesem Grund ebenfalls eingeschränkt und sollte keinesfalls im Eigengebrauch geschehen.

 

Mit Giftpflanzen ist nicht zu spaßen. Die Information darüber ist wichtig, besonders dann, wenn man dabei ist, einen Garten anzulegen, in dem sich kleine Kinder tummeln. So würde ich persönlich von der Pflanzung, der in der Gartengestaltung immer beliebteren  Eibe oder eines Goldregens absehen.

Tulpen, Narzissen, Krokusse, Schneeglöckchen, Christrosen, Anemonen, Hyazinthen, Flieder, Forsythie und Maiglöckchen sind aus unserem Frühjahrsflor nicht wegzudenken. Allerdings ist auch hier Vorsicht angeraten. Denn deren Inhaltsstoffe können Mensch und Tier schaden und zu Reizungen, Krämpfen und Herzrhythmusstörungen führen.

Auch Rhododendren gehören zur Kategorie der Giftpflanzen. Sie stellen besonders für Hund und Katz eine Gefahr dar. Sowohl Blätter und Blüten können zu Vergiftungserscheinungen führen. An dieser Stelle sei erwähnt, dass unsere Alpenrose ebenfalls zur Familie der Rhododendrongewächse gehört!

 

Immerhin gibt es noch jede Menge an anderen, besonders gesundheitsfördernden Frühjahrskräutern, wie den Löwenzahn zum Beispiel. Ihn können wir jetzt in seiner ganzen Vielfalt, z.B. als Pesto nutzen.

Aber das ist eine andere Geschichte, von der ich euch demnächst erzählen werde. Bleibt gesund!

 

lg md sm xs