In Zeiten wie diesen: Waldbibliothek

 

In Zeiten wie diesen machen Leseratten eine leidvolle Erfahrung: die Bibliotheken bleiben bis auf weiteres geschlossen!

 

Wie gut, dass ich da alternativ auf die Waldbibliothek zurückgreifen kann, die sich weder an Öffnungszeiten hält, noch irgendwelche Gebühren verrechnet.

 

Sie liegt nur einen Steinwurf von meinem Zuhause entfernt und ich besuche sie mindestens einmal am Tag.

 

„Waldbibliothek?“ werden die einen verstört fragen.

Naturkenner hingegen dürften die Antwort kennen!

 

Es ist die Buche, der Gigant unter den Laubbäumen, der gleichzeitig Pate für das Buch und den Buchstaben steht.

 

Warum das so ist?

Laut Überlieferung nutzen die Kelten Buchenstäbe mit darin eingeritzten Schriftzeichen, um damit Orakel zu legen, aus denen sie ihr Schicksal oder ihre Zukunft „herauslesen“ konnten.

 

Bereits das Äußere der Rotbuche spricht "Bände" und zeugt von einer, über Jahrhunderte erworbene Weisheit. Ruhig steht sie da, mit ihrem silbergrauen und glatten Stamm, der zielgerichtet in den Himmel zu wachsen scheint.

Dem Bann der geheimnisvollen Augen auf der Rinde, die uns im Vorbeigehen zu beobachten scheinen und der atemberaubende Lichteinfall, der sich den Weg durch das frühlingshafte Blätterkleid bahnt, kann sich wohl kaum jemand entziehen.

 

Bei den Menschen, die vor uns lebten, dürfte das nicht anders gewesen sein.

Für sie galt die Buche als Glücksbaum, schenkte sie ihnen und ihren Tieren doch reichlich Nahrung. Dazu noch wertvolles Holz für das Lagerfeuer und für die Herstellung von Werkzeugen und Gebrauchsgegenständen.

 

Die saponinhaltige Buchenasche wurde sogar noch von meiner Mutter als Lauge zum Waschen oder mit Johanniskrautöl zur Paste verrührt, als Auflage zur Wundheilung genutzt.

 

 In Südtirols Wäldern ist die Buche vorzugsweise an wärmeren Standorten im Süden des Landes anzutreffen und macht deshalb in der Holzwirtschaft nur einen 1%igen Anteil aus.

 

Der Herzwurzler gehört zu den stabilen und schädlingsresistenten Baumarten.

Das überaus harte und pecharme Holz ist ein beliebtes Brennmaterial.

 

In den letzten Tagen bin ich öfters Richtung Buchwald spaziert.

Beim Blick in die Höhe ist mir aufgefallen, dass es heuer wieder ein richtiges „Mastjahr“ geben muss.

Laut alter Bauernregel steht uns demzufolge ein strenger Winter bevor.

 

Doch noch ist es Frühling und ich nutze die zarten, leicht säuerlichen Blätter als Beigabe in meinen Salaten.

 

Diese besitzen auch kühlende sowie entzündungshemmende Eigenschaften und sind deshalb als Auflage bei Schwellungen, Augenentzündungen oder Insektenstichen verwendbar.

 

Gleichzeitig freue ich mich schon auf die Bucheckern im Herbst. (Bild 2)

Es macht zwar etwas Mühe, jedes einzelne Nüsschen auszupuhlen, aber geschmacklich sind diese eine wahre Wucht.

Aber Achtung!  Das leicht giftige Fagin und die Blausäure sollten vor dem Knabberspaß erhitzt oder geröstet und damit neutralisiert werden.

 

Nach den verschiedenen Infos über die Buche schließe ich mein Buch für heute

und wünsche allen naturinteressierten Menschen aus nah und fern

eine gute und vor allem gesunde Zeit!

lg md sm xs