In Zeiten wie diesen: Wo bist du, Himmel?

 

Es war einfach nur schön heute!

 

Der strahlendblaue Himmel, das reife Gras auf den Wiesen, die Blumen in meinem Garten, das Gezwitscher der Vögel in der Luft

 

Vor allem aber war ich dankbar für ein Ereignis, das es so schon seit Wochen nicht mehr gab.

 

In Zeiten wie diesen, wo wir endlich wieder mehr Bewegungs- und Entscheidungsfreiheit haben, durften wir heute wieder gemeinsam Gottesdienst feiern.

Aufgrund der vorgeschriebenen Abstandsregeln fand dieser auf unserem kleinen Dorfplatz inmitten einer unberührten Naturlandschaft statt. (Foto 1)

 

War es das, was die Stimmung ganz besonders machte?

Oder war es das Gefühl der Verbundenheit innerhalb unserer kleinen Gemeinschaft und die Freude und  Zuversicht,  die man auch ohne großen Worte zu spüren glaubte?

 

Mit dankbarem Herzen folgte ich aufmerksam der Predigt des geschätzten Gastseelsorgers Josef Torggler, die ich als echte Lebenshilfe empfand.

Das heutige Fest Christi Himmelfahrt nahm er darin zum Anlass, die menschliche Vorstellung vom Himmel näher zu beleuchten.

 

Ausgehend vom fast kindlichen Himmelsbild unserer Vorfahren spannte er den Bogen in unsere Zeit, wo die Sehnsucht nach dem Himmel nicht minder präsent ist.

Das zeigt sich bereits im Sprachschatz, wenn von einem Himmel voller Geigen oder von einer himmelhochjauchzenden Grundstimmung gesprochen wird, wenn man himmlisch gegessen hat oder im Himmelbett schlafen darf.

 

Kurzum, wenn man sich wie im siebten Himmel fühlt, möchte man damit ausdrücken, dass es einem gut geht und dass man das Glück auf seiner Seite hat.

 

Demzufolge muss der Himmel auf Erden das Ziel unseres Lebens sein.

Doch damit fängt der Irrtum an und das bekommen wir im Laufe unseres Lebens immer wieder zu spüren!

 

Wenn wir nämlich den Himmel nur im Zusammenhang mit unserem irdischen Wohlergehen sehen, werde ich über kurz oder lang erkennen, wie flüchtig dieser Himmel doch ist.

Nichts währt ewig auf dieser Welt und in Zeiten wie diesen können wir einmal mehr unsere Lehre daraus ziehen.

 

Unser materieller Wohlstand, der sichere Arbeitsplatz, das soziale Netzwerk, politische Entwicklungen und auch unsere Gesundheit: alles kann von heute auf morgen anders sein.

 

Schmerzlich wird uns immer wieder bewusst, wie fragil jene Wirklichkeit doch ist, in der wir uns vorher so sicher wähnten.

 

Wirklichkeiten ändern sich!

  • die Wirklichkeit einer Mutter zum Beispiel, deren Kind nach vielen Jahren der Zuwendung und Fürsorge das Haus verlässt, um fortan sein eigenes Leben zu leben
  • die Wirklichkeit eines Paares, das sich ewige Treue geschworen hat und plötzlich vor dem Scherbenhaufen seiner Beziehung steht
  • der junge Mann, der voller Tatendrang zu neuen Abenteuern aufbricht und nun den Rest des Lebens im Rollstuhl verbringen muss
  • der Unternehmer, der sich verzockt hat und plötzlich vor dem Nichts steht
  • der Familienvater, dessen junge Frau den Kampf gegen den Krebs verloren hat und der nicht weiß, wie es nun weitergehen soll


Wenn unsere Last zu groß wird, um sie selber zu tragen,

wenn wir keine Hoffnung mehr habe,

wenn wir nicht wissen, wie es weitergehen soll,

erst da wird uns häufig bewusst, dass der, in unserer Vorstellung geschaffene Himmel auf Erden, plötzlich in Trümmern liegt.

 

Christi Himmelfahrt hingegen will uns einen Himmel zeigen, der Bestand hat.

Wer dieses Fest mit einen Jesus verbindet, der wie ein Raketenmann durchs Weltall düst, der hat seinen Sinn nicht begriffen.

Denn Jesus geht nicht weg von uns, er wechselt nur in eine andere Wirklichkeit, in eine Dimension, die weder an Raum noch Zeit gebunden ist.

 

Wo Menschen sich in seine Verheißung fallen lassen können und in Verbundenheit mit ihm leben, da ist kein Platz für Streit, Neid, Hass, Zweifel oder Angst.

Wo Menschen sich aufrichtig bemühen, Gottes Wirklichkeit zu suchen und aus dieser Fülle heraus, nicht nur für sich selbst, sondern auch für Schwache und Leidende Sorge tragen, kann jenes bekannte Gebet aus dem 14.Jahrhundert zu ihrer neuen Wirklichkeit und diese Wirklichkeit zu ihrem wahren Himmel werden!

 

Christus hat keine Hände, nur unsere Hände,
um seine Arbeit heute zu tun.

Er hat keine Füße, nur unsere Füße,
um Menschen auf seinen Weg zu führen.

Christus hat keine Lippen, nur unsere Lippen,
um Menschen von ihm zu erzählen.

 

 

Apropos: Das zweite, hier abgebildete Foto hat mir Hansjörg Frei aus Gaid zur Verfügung gestellt und zeigt den Sonnenaufgang hinter dem Kirchlein zu den 14.Nothelfern in Gaid

          

 

 

 

 

 

 

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