Johanniskraut, das Psychopharmaka aus der Natur

Hartheu, Johannisblut, Löcherkraut, Teufelsflucht – vielfältig sind die Namen, die die Volksmedizin dieser geschätzten Pflanze zukommen lässt.

Der lateinische Namen Hypericum perforatum stammt wahrscheinlich aus dem Griechischen. Hyper“ und „eikon“, was soviel wie „über alle Vorstellung“ bedeutet, lässt den hohen Stellenwert dieser Pflanze erahnen.

Ja, man ging so weit, dass man deshalb die vielen Löchlein im Blatt als Zerstörungswerk des Teufels ansah. Als aufgeklärte Menschen wissen wir inzwischen, dass es sich dabei um die Öldrüsen der Pflanze handelt.

Bezugnehmend auf die Signatur der Pflanze kann man den roten Farbstoff Hypericin mit Blutungen und Blutkrankheiten in Verbindung bringen. Die Einstiche hingegen rechtfertigen den Einsatz bei Stichwunden.

Schon bei unseren Vorfahren stand das Johanniskraut in enger Beziehung zur Sonne und zur Sommersonnwende. Es ist jener Zeitpunkt, wo der Tag am längsten ist und das Licht über die Finsternis siegt. Somit ist das Johanniskraut auch jene Pflanze, die gegen Melancholie und Depressionen Verwendung findet.

Als Schutz gegen Dämonen, böse Geister und Unwetter wurde das geweihte Kraut ans Fenster oder unters Dach gesteckt und auch als Orakelpflanze für Liebende verwendet.

 

 

Die richtige Anwendung

Johanniskraut gehört zu den Ausnahmen in der Kräutermedizin, die kontinuierlich für lange Zeit eingenommen werden dürfen und müssen.

Der Tee aus dem ganzen Kraut wirkt allgemein ausgleichend, beruhigend und stimmungsaufhellend. Bei größeren psychischen Problemen bedarf es auf jedem Fall einer höhere Dosierung , die mit Arzt, Therapeuten oder Apotheker abzuklären ist.

Johanniskraut hat keine dämpfende Wirkung und ist deshalb als kurzfristiges Schlafmittel nicht so geeignet wie zum Beispiel Baldrian. Bei längerer Einnahme werden sich aber auch die Schlafstörungen deutlich bessern, sofern sie im seelischen Bereich angesiedelt sind. Auch Nervosität und Hyperaktivität gehören dazu.

 

 

Weitere Einsatzgebiete

 

Asthma und Bronchitis : Tee und Einreibungen mit dem Öl im Brustbereich bzw. Rücken

Bettnässen: Tee

Brandwunden:(nicht auf offene Wunden!) feuchte Verbände mit Tee und Einreibungen mit Öl

Durchfall: Tee in Kombination mit Pfefferminze und Kamille

Gürtelrose: Tee und Einreibungen mit dem Öl

 

 

nervöses Herzleiden: Tee in Kombination mit Weißdorn

Hexenschuss und Ischias: Rücken mit Öl einreiben, warme Auflagen mit Öl oder Tee

Herpes: Johanniskrauttinktur

Nervöser Magen: 1Tl Öl morgens auf nüchternem Magen

Menstruationskrämpfe: Tee und Öleinreibungen in der Unterbauchregion

Neuralgien und Muskelzerrungen: Einreibungen mit Öl, evt. mit warmen Kirschkernkissen oder Bettflasche abdecken

Narben: Öleinreibungen

Wechseljahrsbeschwerden: Tee, warmes Vollbad mit einem Schuss Johanniskrautöl und Neutralseife, Johanniskrautpräparate in Verbindung mit Silbertraubenkerze gegen Hitzewallungen und Schweißausbrüche

Hämorrhoiden: Sitzbäder (Johanniskrautöl über Nacht kalt ansetzen, am Morgen erwärmen und 20minütiges Sitzbad nehmen. Im Bett ¼ Stunde nachwärmen)

 

Zubereitung des Rotöls

Frische Blüten und Blütenknospen im Mörser anquetschen, ein Glas bis zur Hälfte füllen und mit kaltgepreßtem Olivenöl auffüllen. Das Glas 2 Tage nur mit einem Tuch bedeckt, an einem hellen Ort ziehen lassen, dann mit dem Deckel verschließen und mindestens weitere 4 Wochen ruhen lassen. Täglich schütteln!

Da das Johanniskraut einen starken Bezug zu Licht und Sonne hat, ist es sicherlich angebracht, den Ölauszug der Sonne auszusetzen, allerdings nicht in zu hohem Maße und nicht während der heißesten Tagesstunden. Das Kraut darf vor dem Ansatz auch in keinster Weise feucht sein, ansonsten kann das Öl verderben oder gar schimmeln. Am besten ist es, die getrockneten Blüten nur während einer Schönwetterperiode zu ernten und evt. für ein paar Stunden liegen zu lassen.

 

 

 

Johanniskraut-Beruhigungscreme

Zutaten:

10 g Lanolin (1 Teelöffel)
5 g Bienenwachs
40 g Rotöl
40 g Rosenwasser
5 Tropfen ätherisches Lavendelöl

Rotöl, Lanolin und Bienenwachs im heißen Wasserbad schmelzen und auf ca. 60 Grad erwärmen. Rosenwasser auf die gleiche Temperatur erhitzen (Fingerprobe) und dann langsam mit dem Handrührer auf niedrigster Stufe in die Fettphase einrühren. Die Masse muss eine cremeartige Konsistenz erhalten. Sobald die Creme abgekühlt ist, wird das ätherische Lavendelöl eingerührt. In Döschen füllen und vollständig erkalten lassen, dann erst verschließen. Die Creme ist kühl aufzubewahren und ca. sechs Monate haltbar.

Sie eignet sich besonders gut für gereizte, entzündete Haut, hilft gegen rauhe Hände und Gelenks- bzw. Muskelschmerzen.

 

Allen Teilnehmern an meinen Kräuterkursen, Gartenführungen und Kneipp-Wanderungen einen schönen Sommer!

Das Gedicht vom BARFUSSlaufen habe ich nicht vergessen, es wird anfangs August nachgetragen.

Der Juni ist nun eben mal der Monat des Johanniskrautes!!!

lg md sm xs