Spitzwegerich, das Kraut mit kämpferischen Ambitionen
Spitzwegerich ist ein äußerst geschichtsträchtiges Kraut mit antibiotischer Wirkung.
Bereits alte Heiler wussten ihn zu schätzen, unter anderem der bis heute weitum bekannte Wasserdoktor Sebastian Kneipp, der sein breites Heilkspektrum treffsicher zu nutzen wusste. Ein anderer kräuterkundiger Geistlicher, Pfarrer Künzle lobte ihn als „goldenen Faden“, mit dem man klaffende Wunden unsichtbar zusammenzunähen vermag. Diese erstaunliche Fähigkeit kann ich aus eigener Erfahrung nur bestätigen.
Auch bei Insektenstichen ist Spitzwegerich ein verlässlicher Helfer.
Zusammen mit seinen Verwandten, dem Breit- und dem Mittleren Wegerich wirkt er abschwellend, entzündungshemmend und juckreizstillend. Dennoch müssen Menschen, die gegen Bienenstiche allergisch sind, äußerste Vorsicht walten lassen und bei Bedarf auf entsprechende Medikamente zurückgreifen.
Weitere gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe – darunter Gerbstoffe, Schleimstoffe, Kieselsäure, Saponine und das Iridoidglycosid Aucubin – verleihen dem lanzenförmigen Blatt reizmildernde und schleimlösende Eigenschaften.
Kein Wunder also, dass Spitzwegerichsirup aus der Apotheke in vielen Haushalten als treuer Begleiter in Erkältungszeiten gilt. Wer mag, kann ihn sich aber auch selber herstellen. Hierfür sollte die Vitalität des Frühlings genutzt werden, in der viele Pflanzen den höchsten Wirkstoffgehalt aufweisen.
Die Zubereitung ist nicht schwer. Hierfür wird ein frischer Bund Spitzwegerich fein gehackt und schichtweise mit Rohrzucker in ein Glas gepresst. Dabei bildet der Zucker den obersten Abschluss. Weil der Inhalt anfangs immer wieder zusammensackt, sollte dieser Vorgang mehrfach wiederholt werden.
Der Ansatz muss dann für einige Wochen kühl und dunkel lagern.
Zum Schluss wird der Restzucker im Wasserbad aufgelöst und die zähflüssige Masse abgeseiht.
Der so gewonnene Sirup ist dunkel und karamellartig – dank seiner antibiotischen Wirkung bleibt er lange haltbar.
Für Husten ist auch ein mehrstündiger Kaltauszug aus getrockneten Spitzwegerichblättern wohltuend, der vor seinem Einsatz leicht angewärmt und mit Honig gesüßt wird. So bleiben die Schleimstoffe bestmöglich erhalten.
Eine empfehlenswerte Teemischung für die Erkältungszeit besteht aus zwei Teilen Spitzwegerich, Malve, Eibischwurzel und einem Teil Königskerzenblüten.
Last but not least möchte ich auch den Hirschhornwegerich erwähnen, den ich zu Sommerbeginn in meinem Kräuterbeet ausgesät habe. Diese anspruchslose Pflanze trägt den Namen wegen ihres Aussehens zu Recht und bereichert meine Küche bis in den Winter hinein mit knackigen Blättern – ideal für Salate, Suppen und Reisgerichte.
Ein wahres Geschenk aus der Natur, dem ich in den Schweizer Alpen auch im Wildwuchs begegnet bin.